In Sonntagsreden wird die Rolle der Genossenschaften für die gemeinwohlorientierte Wohnungsversorgung hoch gelobt. Doch das Bündnis junger Genossenschaften (BjG) hat Grund zur Klage: Eine „Förderblockade“ durch die landeseigene Investitionsbank Berlin (IBB) hinderte sie am Bauen und Sanieren.

Foto: Sabine Mittermeier
Auf einer Sitzung des Wohnungsbündnisses betonte der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) im Januar die Bedeutung der Genossenschaften als „dritte Säule des Wohnungsbaus“. Doch wenn es ums Geld geht, scheint die Wertschätzung begrenzt.
Das BjG beklagt in einem offenen Brief, bei der Vergabe von Fördermitteln nicht zum Zuge zu kommen. So wurden der Wohnungsbaugenossenschaft Am Ostseeplatz Fördermittel für zwei Neubauprojekte im Baumschulenweg und in Spandau mit 422 Wohnungen von der IBB verwehrt – Begründung: Die Genossenschaft wachse zu schnell. Weitere Beispiele: Die SelbstBau-Genossenschaft hat, ermutigt durch den Senat, zwei erneuerungsbedürftige Altbauten erworben – das Tuntenhaus und die K12 in der Kastanienallee –, bekommt nun aber keine Sanierungsförderung, weil die IBB meint, SelbstBau hätte sich übernommen. Der Genossenschaft Bremer Höhe werden für ein Haus in der Schönhauser Allee Modernisierungsmittel verweigert, weil sie mit dem Haus angeblich zu wenig Gewinn erziele.

Zudem liegen drei Bauprojekte der Genossenschaft Studentendorf Schlachtensee mit 400 Wohnheimplätzen auf Eis, weil Erbbaurechte nicht als Eigenkapital anerkannt werden.
„Insgesamt werden im Moment die zeitnahe Einrichtung und nachhaltige Sanierung von circa 1000 Wohnungen und ebenso dringend benötigten Wohnheimplätzen durch Senat und IBB blockiert“, schreibt Andreas Barz, Co-Sprecher des BjG. Zum Bündnis gehören 40 Genossenschaften, die gegenüber den traditionellen Genossenschaften aus dem 19. Jahrhundert zwar jung sind, meist aber auch schon seit Jahrzehnten erfolgreich arbeiten.
„Sollten die genannten genossenschaftlichen Wohnprojekte wirklich scheitern, nimmt nicht nur die gemeinwohlorientierte Wohnungswirtschaft Schaden, sondern unsere Demokratie“, warnt Barz. Wenn die Blockade nicht aufgelöst werde, will das BjG aus dem Wohnungsbündnis mit dem Senat austreten.
Jens Sethmann
junge-genossenschaften.berlin
31.03.2025