Der Abriss des Kulturhofs in der Koloniestraße 10 im Wedding ist vorerst gestoppt. Das Verwaltungsgericht Berlin gab im Februar einem Eilantrag der NaturFreunde Berlin statt, da der Abriss die dort ansässigen Spatzen „vergrämen“ würde.

Foto: Nils Richter
Der Investor Romeo Uhlmann hat 2022 den hinteren Teil des Grundstücks in der Koloniestraße 10 erworben. Wie auf dem Nachbargrundstück sollen dort teure Mikroapartments entstehen. Dafür müssten die Remisen und Garagen weichen, die bisher das Bild des begrünten Kulturhofs bestimmt haben. In den Remisen wohnen allerdings vier Mieter:innen, und das Bezirksamt hat einen Abriss untersagt. Das Gebäude liegt in einem Milieuschutzgebiet.
Obwohl also nicht gebaut werden darf, wollte und will Uhlmann die angrenzenden Garagen abreißen, mutmaßlich um die verbliebenen Mieter:innen zu vertreiben. Diesem Vorhaben stand zwar entgegen, dass sich an den Garagen Niststätten geschützter Vögel befanden. Trotzdem begann Uhlmann im Januar mit einem Teilabriss, dessen Zulässigkeit er per Eilantrag beim Berliner Verwaltungsgericht bestätigt haben wollte, der ihm aber versagt wurde.

Foto: Nils Richter
Die fragwürdigen Abrissarbeiten beschäftigten im Januar auch die Bezirksverordnetenversammlung von Mitte. Unter anderem wurde der Antrag der Linken („Kriminellen Investor in die Schranken weisen!“) angenommen. Für die dort geforderte Beschlagnahmung des Geländes durch einen Treuhänder sieht das Bezirksamt allerdings keine rechtliche Grundlage. Zur ebenfalls geforderten Prüfung eines Bußgeldes wegen missbräuchlicher Baumaßnahmen nach dem Wirtschaftsstrafgesetz erhielt das MieterMagazin keine Stellungnahme aus dem Bezirksamt.
Am 1. März hat nun die Vogelschutzzeit begonnen, die bis zum 30. September dauert. Das Bezirksamt erklärte, es habe „alle weiteren Abrissmaßnahmen untersagt, bis eine entsprechende Ausnahmegenehmigung vorliegt“. Mitarbeitende des Umwelt- und Naturschutzamtes sowie die Polizei seien vor Ort, um die Einhaltung des Baustopps zu kontrollieren.
Die Spatzen dürfen also weder durch Abrisslärm noch durch Entfernung ihres Lebensraumes „zum Umzug gedrängt“ werden. Fragt sich bloß, warum Spatzen in dieser Hinsicht besser geschützt sind als Menschen.
Tobias Becker
25.03.2025