Wer arm ist in Deutschland, kennt Ausgrenzung, Ablehnung und die Angst um sein Zuhause. Ein Bericht darüber hat nicht nur Zahlen zusammengetragen, sondern lässt die Betroffenen zu Wort kommen. Ihre Erfahrungen: Der Disput ums Bürgergeld geht an der Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen vorbei.

Foto: Nils Richter
Mehr als ein Fünftel der deutschen Bevölkerung – 17,7 Millionen Menschen – sind von Armut bedroht – so der „Schattenbericht – Armut in Deutschland“, der einen Einblick in Lebenslagen und Erfahrungen jener gibt, die am Rand der Gesellschaft leben. Veröffentlicht wurde er von der Nationalen Armutskonferenz und der Diakonie Deutschland. Zum einen galt es eine Lücke zu füllen: Aufgrund der vorgezogenen Neuwahlen hatte die letzte Bundesregierung keinen Armuts- und Reichtumsbericht mehr vorlegen können. Zum anderen wollen die Wohlfahrtsverbände dem oft populistisch geführten Diskurs um das Thema Bürgergeld Fakten und Lebenswirklichkeiten entgegensetzen.
So enthält der Bericht neben Analysen von Fachleuten auch die Erzählungen und Einschätzungen vieler Menschen mit Armutserfahrung. Man erfährt, dass sich viele Menschen um ihre Wohnsituation sorgen und Angst haben vor Mieterhöhungen und Mietvertragskündigungen aufgrund von Zahlungsverzug oder auch wegen Eigenbedarfs.
Diakonie und Armutskonferenz fordern deshalb ein Verbot von Index- und Staffelmieten, durchsetzbare Sanktionierungen von Mietwucher und eine Verlängerung der Mietpreisbremse inklusive deren Reform.
Vor allem verlangen sie Strukturen, die Menschen mit Armutserfahrung eine wirkliche Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Auch müsse das vieldiskutierte Bürgergeld den tatsächlichen Lebenshaltungskosten entsprechen und den Lebenswirklichkeiten derer gerecht werden, die darauf einen Anspruch haben.
Rosemarie Mieder
25.03.2025