Fast 35.000 Menschen haben für die Volksinitiative „Bauwende für Berlin – ökologisch und sozial“ unterschrieben. Deshalb hatten die Initiator:innen am 17. Februar die Gelegenheit, das Anliegen im Abgeordnetenhaus zur Diskussion zu stellen.

Foto: Sabine Mittermeier
Gefordert wird, vorhandene Gebäude besser zu nutzen, Abrisse zu vermeiden und den Neubau auf das Notwendige zu reduzieren. Gerrit Naber von der Initiative Klimaneustart weist darauf hin, dass in Berlin rund 40.000 Wohnungen und 1,5 Millionen Quadratmeter Bürofläche leerstehen. „Die Antwort liegt zuerst in der Nutzung des Bestands, erst dann im Neubau“, so Naber.
„Die ökologische und soziale Bilanz des Bausektors ist erschreckend“, sagt Elisabeth Broermann von Architects for Future. Intakte Häuser abzureißen, um an ihrer Stelle neue zu bauen, könnten wir uns nicht mehr leisten. „Gebäude sind keine Wegwerfprodukte“, so Broermann. Statt Abriss könnten durch Umbauten und Aufstockungen in Berlin bis zu 100.000 Wohnungen entstehen. Es müsste bei jedem Abrissbegehren und jeder Baugenehmigung die CO2-Bilanz mitgedacht werden.
„Wir haben immer mehr Abrisskündigungen auf dem Tisch“, berichtet Sebastian Bartels, Geschäftsführer des Berliner Mietervereins. „Für die Mietenden ist das ein Desaster.“ Er plädiert dafür, Abrisse nur noch in absoluten Ausnahmen zu genehmigen und Leerstand wie auch die Zweckentfremdung stärker zu verfolgen.
Bausenator Christian Gaebler (SPD) wiegelt indes ab: In die Neufassung der Berliner Bauordnung seien schon „deutliche Änderungen“ eingeflossen. „Wir haben strenge Regeln bei Abriss und Leerstand, aber wir haben ein Vollzugsproblem“, so Gaebler. „Beim Abrissverbot sind wir an der Grenze dessen, was rechtlich möglich ist.“
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Architektenkammer Berlin, tritt für einen Paradigmenwechsel ein: „Bestandsertüchtigung geht vor Neubau.“
Damit das Anliegen der Volksinitiative nicht versandet, schlägt der Grünen-Stadtentwicklungspolitiker Julian Schwarze vor, einen Runden Tisch zur Bauwende einzurichten.
Jens Sethmann
klimaneustart.berlin
25.03.2025