Die Jahreshauptversammlung der Vonovia im Januar 2025 brachte die Beherrschung der kompletten Unternehmensanteile an der Deutschen Wohnen und deren Einbindung in das Konzept des Bochumer Immobilien-Grossisten für die Zukunft. Für die Mieter:innen verheißt das aller Voraussicht nach nichts Gutes.

Foto: pa/Sven Simon
Die Hauptversammlungen eines Konzerns sind für die Aktionär:innen immer von besonderem Interesse, werden doch hier die wirtschaftliche Entwicklung der Aktiengesellschaft, die Zukunft des Geschäftsmodells und Unternehmensentscheidungen kritisch unter die Lupe genommen. Handelt es sich dabei um einen Immobilienkonzern wie die Vonovia, so sind die Beschlüsse aber auch für eine andere Gruppe von höchstem Interesse, nämlich für deren Mieter:innen. Schließlich sind es in erster Linie sie, aus deren Mietzahlungen sich die erhofften Gewinne der Aktionäre speisen sollen. Aktionärsversammlungen geben also tiefe Einblicke in den wirtschaftlichen Zustand eines Unternehmens, weshalb sich regelmäßig Mitglieder von Mieterinitiativen und die „Kritischen Aktionäre“ auf diesen Veranstaltungen einfinden.

Foto: pa/Winfried Rothermel
Das ist im Prinzip einfach: Es braucht nur den Nachweis, dass man im Besitz einer einzigen Aktie ist, um zu der Versammlung zugelassen zu sein. So war auch diesmal wieder eine Gruppe von Vonovia-Mieter:innen um Knut Unger vom MieterInnenverein Witten bei der Hauptversammlung des Wohnungsunternehmens in Bochum dabei. Das Hauptthema der Tagesordnung war der Beschluss eines Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrages zwischen der Vonovia und der Deutschen Wohnen, die dadurch komplett in die Vonovia integriert wird. Das hat zur Folge, dass auch für die ehemaligen Mieter:innen der Deutschen Wohnen künftig Vonovia den Kurs vorgibt. Beispielsweise plant das Wohnungsunternehmen, dass unter dem Titel „Vonovia 2“ ein neuer Geschäftszweig entsteht, der über das jetzige Kerngeschäft des Vermietens von Wohnungen hinausgeht und ein höchst profitables Arbeitsfeld erschließen soll – etwa die Entwicklung und den Ausbau von Zusatzdienstleistungen, die mit den Betriebskosten in Verbindung stehen und unter dem Schlagwort „Value Add“ den Mieter:innen ziemlich undurchsichtig auf die Nebenkostenabrechnung gesetzt werden. Ein weiteres Thema ist die Ausweitung des ebenfalls intransparenten und preistreibenden konzerninternen Wärmecontractings nach dem Modell der „G+D“, einem Joint Venture der Deutsche Wohnen mit dem Wärmedienstleister „Getec“.
Deutsche Wohnen jetzt komplett integriert
Doch auch andere als Geldinteressen an ihren Mieter:innen lässt die Vonovia erkennen. Beim turnusmäßigen Austausch der Rauchmelder wird versucht, Mieter:innen sogenannte Spionage-Rauchmelder einzubauen. Diese melden kontinuierlich Daten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und anderes an die Vonovia. Solche hochindividualisierten Daten sind heutzutage viel Geld wert, kein Wunder, dass die betroffenen Mieter:innen sich dagegen wehren und den Einbau nicht dulden wollen. Die Geschäftsidee besteht darin, die Daten anderen Vermietern gegen Bezahlung zur Verfügung zu stellen. Über die Erzeugung, Verwendung und Verteilung von Energie möchte Vonovia schlussendlich die Versorgung ganzer Viertel monopolisieren.
Stefan Klein
Die Aktie verliert, der Aktionär gewinnt
Die Aktionäre der Vonovia SE haben eine lange Strecke des Niedergangs hinter sich. Ihr Allzeithoch erreichte die Vonovia Aktie vor 54 Monaten am 2. September 2020 bei einem Kurs von 49,33 Euro. Heute notiert die Aktie bei 26,13 Euro – etwas mehr als der Hälfte. Und es bleibt weiter turbulent: Im laufenden Jahr hat der Anteilsschein 11,39 Prozent an Wert verloren. Vor allem die im Vergleich zur Blütezeit von Vonovia gestiegenen Zinsen der letzten Jahre machen dem Konzern zu schaffen. Der Verfall der Immobilienpreise vor einigen Jahren hat den Großvermieter gezwungen, den Buchwert seines Immobilienbesitzes nach unten zu korrigieren, was Geldinstitute mit der Kündigung von Krediten beantworteten. Der Konzern war so gezwungen, Wohnungen deutlich unter dem Wert zu verkaufen, der früher in seinen Büchern stand. Kein Wunder, dass man neue zusätzliche Geschäftsfelder sucht. Und keine guten Nachrichten für die Mieter:innen, denn aus deren Taschen sollen die zusätzlichen Einnahmen kommen, mit denen man die Bilanzen aufzuhellen hofft. Die Anteilseigner sollen hingegen für ihre Treue belohnt werden: Als Dividende erwarten Experten für 2025 1,18 Euro pro Aktie, was eine deutliche Steigerung gegenüber den 90 Cent aus dem Vorjahr darstellen würde.
stk
26.03.2025