Die Wohnungsbaugesellschaft (WBG) Marzahn hat neue Pläne zum Abriss von Wohnungen vorgelegt. Wie schon bei früheren Abrissvorhaben fühlen sich die Mieter wieder überrumpelt und bezweifeln deren Sinn.
Es ist ein Déjà-vu – die alte Geschichte wiederholt sich. Die WBG Marzahn gibt immer wieder neue Abrisslisten bekannt, und die betroffenen Mieter fallen aus allen Wolken. Aktuell will die WBG bis Ende 2008 insgesamt 1323 Wohnungen abreißen, vor allem an den Ringkolonnaden, im Cecilienviertel und im Schorfheideviertel. Während die Abrisspläne an den Ringkolonnaden und im Cecilienviertel schon länger bekannt sind, wurden im Schorfheideviertel – am Ostrand von Marzahn-Nord – neue Abrissadressen benannt: Mit der Häuserzeile Golliner Straße 45-49/Kölpiner Straße 13-23 sollen erstmals sechsgeschossige Gebäude verschwinden. Bis Oktober müssen die Mieter ausziehen. Die 135 Wohnungen haben zwei und drei Zimmer – Wohnungsgrößen, die in Marzahn gefragt sind. Als nicht mehr marktgängig gelten im Plattenbau eher die größeren Wohnungen in Hochhäusern. Kleinere Wohnungen in niedrigeren Gebäuden sind dagegen unproblematisch, Vermietungsschwierigkeiten gibt es nur in den oberen Etagen, wenn ein Aufzug fehlt.
In der Mieterzeitschrift der WBG hieß es noch Anfang 2006, die Sechsgeschosser in der Golliner/Kölpiner Straße seien zum „Rückbau“ vorgesehen, nicht zum Abbruch. Daher hatten sich die Mieter hier sicher gefühlt und manche hatten auch noch aufwändig renoviert.
Für die kommenden beiden Jahre hat die WBG nur 13 Millionen Euro für Modernisierungen zur Verfügung. Folge: Es kommen laut Wohnungsunternehmen nur noch Totalabrisse in Frage. Der Bewohnerbeirat Marzahn-Nordwest fordert hingegen den Erhalt der Gebäude, kann sich aber einen Rückbau auf drei Geschosse vorstellen. Der Architekt Wolf Rüdiger Eisentraut – einer der Erbauer des Stadtteils Marzahn – hat errechnet, dass ein Teilrückbau längst nicht so teuer sein muss wie bei den „Ahrensfelder Terrassen“.
Da im Stadtumbau Ost bis 2009 schätzungsweise noch Hunderte weiterer Wohnungen beseitigt werden sollen, sind alle noch unsanierten Bestände der WBG Marzahn und auch der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf potenziell gefährdet. Klare und frühzeitige Aussagen den be-troffenen Mietern gegenüber sind allerdings immer noch Fehlanzeige.
Jens Sethmann
MieterMagazin 5/07
Der Abriss geht weiter – jetzt auch bei den Marzahner Sechsgeschossern
Foto: Christian Muhrbeck
15.04.2013