Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften sind in der Ausschöpfung von Mieterhöhungsmöglichkeiten mitunter eifriger als die privaten Vermieter. Genommen wird, was der Mietspiegel hergibt. Jüngstes Beispiel: die Schillerhöhe im Wedding.
Rund 800 der insgesamt 2200 Mieter erhielten zum 1. April 2008 eine drastische Mieterhöhung. Statt 398 Euro nettokalt soll ein Mitglied des Berliner Mietervereins nun 440 Euro für seine Wohnung zahlen. „Für das Geld kann ich auch woanders etwas finden“, ärgert sich der Mieter. Er befürchtet den Anfang einer Ghettobildung: „Die, die ihre Miete selbst bezahlen, werden wegziehen: So wird der nächste soziale Brennpunkt geschaffen.“ Der Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) hatte den Vermieter, das Wohnungsunternehmen Gesobau, in einem Schreiben gebeten, die Erhöhung zu überprüfen. Der Siedlung, so der Rathauschef, komme eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Sozialstruktur zu. Doch die Gesobau hält die Erhöhung für angemessen. „Die Wohnungen in der Siedlung werden stark nachgefragt, wir haben sogar eine Warteliste“, sagt Sprecher Matthias Gaenzer. Die Werte des Mietspiegels werden nicht überschritten. Doch nach dem jetzigen Stand scheint zumindest ein Teil der Mieterhöhungen unzulässig zu sein.
Dabei ist die Gesobau noch vergleichsweise zurückhaltend. Während sie nach Erscheinen des Mietspiegels 2007 in sechs Prozent ihres Bestandes die Miete erhöhte, waren es bei der Wohnungsbaugesellschaft Mitte über zwölf Prozent. Spitzenreiter ist die Degewo mit 17 Prozent. „Da stellt sich die Frage, ob die kommunalen Wohnungsbaugesellschaften überhaupt noch ihre Aufgabe erfüllen, preiswerten Wohnraum zur Verfügung zu stellen oder ob es ihnen nur um die Rendite geht“, sagt der Abgeordnete der Linksfraktion Uwe Doering. Viele Mieter sehen allmählich keinen Unterschied mehr zu privaten Vermietern – die sich ebenfalls ausschließlich am Mietspiegel orientieren.
Auch die Bewohner der Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg erhielten zum 1. April diesen Jahres kräftige Mieterhöhungen. Durchschnittlich 38,70 Euro hat die Gewobag aufgeschlagen, einige Wohnungen verteuern sich sogar um 53 Euro.
Birgit Leiß
MieterMagazin 5/08
Eine drastische Mieterhöhung forderte die Gesobau von ihren Mietern in der Wohnanlage Schillerhöhe
Foto: Christian Muhrbeck
13.04.2013