Das äußere Erscheinungsbild eines Müllcontainers entspricht bislang seiner Aufgabe: Einen Schönheitspreis wird er kaum gewinnen. Der italienische Hersteller „gaia“ ist jetzt mit einer Innovation in Sachen Müllbehälter auf dem Markt.
In Italien ist bereits Realität, was hierzulande noch nach Zukunftsmusik klingt: Frau Rossi hält vor einer Säule, die aus dem Pflaster ragt. In der Hand hält sie eine Chipkarte, die sie in einen gekennzeichneten Schlitz in der Säule einführt, um danach ein Kontaktfeld auf dem Display zu berühren. „Kunststoff“ steht darauf. Eine waagerecht angebrachte Klappe öffnet sich. Frau Rossi wirft nun einige Plastikgegenstände hinein. Als geübte Nutzerin nimmt sie die Automatenstimme, die Anweisungen gibt, kaum noch wahr und setzt ihren Weg nach Entnahme der Karte fort. Wohin der Müll verschwunden ist, erschließt sich dem Beobachter nicht – denn die gesamte Anlage, in der der Müll getrennt aufbewahrt wird, befindet sich unter der Erde.
Sichtbar ist lediglich die 25 Quadratmeter große Einfassung, die sich von der Pflasterung abhebt. Unter der Bediener- und Einwurfsäule befindet sich eine Drehscheibe mit acht müllwagengerechten Behältern. Ist per Knopfdruck auf dem Display entschieden, welche Abfallart eingefüllt werden soll, dreht sich die Scheibe so, dass sich die entsprechende Tonne unter der Säule befindet. Wird nun Müll in die Öffnungsklappe geworfen, rutscht dieser zunächst auf eine Waage, bevor er im Container landet. Via Datenfernübertragung kann die Anlage durchgeben, wenn ein Behälter voll ist. Damit mehr Müll in die acht Behälter mit jeweils 800 Liter Fassungsvermögen passt, werden die Abfälle automatisch verdichtet. Zur Leerung werden die Behälter maschinell von der unterirdischen Drehplattform auf Straßenniveau gehoben.
An 20 Orten in Italien gibt es bereits solche Müllentsorgungsanlagen. Auch in Griechenland ist das System schon in Anwendung. Bis es in Deutschland soweit ist, wird es noch ein wenig dauern. Der Hersteller sondiert hierzulande, welche Interessenten sich gewinnen lassen. Das können Wohnungsunternehmen sein oder Kommunen. Die Entsorgungsinsel kann sowohl die Müllcontainer im Hof ersetzen als auch Altglascontainer im Straßenbereich.
Lars Klaaßen
MieterMagazin 5/08
Die eigentliche Mülltrennung findet bei der „gaia“-Anlage unter der Erde statt
Illustration: gaia
09.05.2017