Die Wohnungsbaugesellschaft GSW hat die Modernisierung von 198 lange vernachlässigten Wohnungen in der Anlage Friedastraße/Metastraße angekündigt. Um die Verdrängung der Mieter zu verhindern, hat das Bezirksamt eine Umstrukturierungsverordnung beschlossen.
Die Zustände in der über 500 Wohnungen umfassenden Wohnanlage sorgen schon seit Jahren für Ärger. Große Putzschäden, undichte Fenster, kaputte Öfen, Feuchtigkeit und Schimmelbildung sind nur die Spitze der Mängelliste (siehe MieterMagazin 12/2011, Seite 12: „Druck gegen jahrelange Vernachlässigung“).
Nach wiederholten Protesten hat die GSW nun die Sanierung eines Teils der Anlage angekündigt. Für fünf Millionen Euro sollen ab Mai in drei Blöcken mit 198 Wohnungen die Öfen gegen eine Zentralheizung ausgetauscht werden, die Fenster repariert oder ersetzt, die Wände gedämmt sowie 72 Balkone angebaut werden. Einige der unter 40 Quadratmeter großen Wohnungen sollen zusammengelegt werden. „Wir werden jedoch keine Luxusmodernisierung vornehmen“, versichert GSW-Vorstand Jörg Schwagenscheidt. Die Bestandsmieter müssten mit einer Nettokaltmiete von 5 bis 6 Euro pro Quadratmeter rechnen. Von Neumietern will die GSW 7,50 Euro verlangen. „Das Wohnungsangebot richten wir damit an der bestehenden Kiezstruktur aus“, so Schwagenscheidt.
Das muss man bezweifeln: Die Mieter zahlen jetzt für die ofenbeheizten Wohnungen 4,20 Euro und haben ganz überwiegend ein sehr geringes Einkommen. Dem vom Bezirk eingesetzten Mieterberatungsbüro BfS liegt zudem eine konkrete Modernisierungsankündigung vor, mit der die Nettokaltmiete um 3,50 Euro auf 7,70 Euro pro Quadratmeter erhöht werden soll. Das überschreitet die Zahlungsfähigkeit der meisten Mieter bei Weitem. Das Bezirksamt rechnet damit, das sich die Bruttowarmmiete in allen Fällen auf 9 bis 10 Euro belaufen wird. „Bei der vorhandenen Mieterstruktur ist das ein heftiges Problem“, sagt Lichtenbergs Stadtentwicklungsstadtrat Wilfried Nünthel (CDU). „Dass saniert werden muss, ist unstrittig“, so Nünthel, „aber dass dadurch weite Teile der Bewohnerschaft zum Auszug genötigt werden, darf nicht sein.“
Aus diesem Grund beschloss das Bezirksamt, eine Umstrukturierungsverordnung aufzustellen, die nicht nur die jetzt zu sanierenden Blöcke, sondern alle GSW-Häuser an Frieda-, Meta-, Irenen-, Margareten- und Wönnichstraße umfasst. Die GSW plant, hier im Jahr 2013 weitere 230 Wohnungen zu modernisieren.
Mit der Verordnung soll eine sozialverträgliche Modernisierung gewährleistet werden. So können die Mieten bei Hartz-IV-Haushalten und Wohngeldbeziehern für zwei Jahre begrenzt und Mieterhöhungen für weitere zwei Jahre beim Mietspiegel-Mittelwert gekappt werden. Vorbild ist der Bezirk Pankow, der unter anderem in der GSW-Siedlung Grüne Stadt erfolgreich mit einer Umstrukturierungsverordnung operiert hat. Auch in Lichtenberg erklärte die GSW, sich den Bedingungen stellen zu wollen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 5/12
GSW-Wohnhäuser in Lichtenberg: Sanierung ebenso notwendig wie Mietenbegrenzung
Foto: Sabine Münch
19.03.2013