Im März war die Räumung noch in letzter Minute ausgesetzt worden, doch dann hat ein Gerichtsvollzieher in der Wohnung die Türschlösser endgültig ausgetauscht: Die 67-jährige Bewohnerin Rosemarie F. starb zwei Tage später in einer Obdachlosenunterkunft.
Nachdem nach einem Eigentümerwechsel der Wohnung in der Aroser Allee in Reinickendorf im Sommer 2012 auf das neue Konto keine Mietzahlungen mehr eingingen, hatte die Vermieterin von Rosemarie F. eine Räumungsklage erhoben. Das Gericht gab der Klage nach, da Rosemarie F. zur Verhandlung nicht erschienen war und der Richter die Argumentation der Klägerin für schlüssig befand. Rosemarie F. legte daraufhin Beschwerde gegen den Räumungstitel ein. Als Reaktion darauf hatte das Landgericht die Räumung im März kurzfristig gestoppt, den Räumungstitel aber nicht aufgehoben. Rund 100 Demonstranten protestierten vor Ort gegen die Aktion. 150 Polizisten waren im Einsatz, um das Gelände vor den Räumungsgegnern abzuschirmen. Rosemarie F. musste ihre Wohnung am 9. April verlassen.
Während der Räumung war sie schon nicht mehr in der Wohnung. Wie später bekannt wurde, war sie in einer Unterkunft der Kälte-Nothilfe im Wedding untergekommen. David Schuster von Bündnis „Zwangsräumung verhindern“ beschrieb die schwerbehinderte Frau zu diesem Zeitpunkt als „zutiefst verzweifelt“. In der Notunterkunft verschlechterte sich nach Angaben des dortigen Leiters ihr gesundheitlicher Zustand innerhalb kurzer Zeit. Zwei Tage nach der Räumung starb Rosemarie F.
Rund 300 Menschen kamen daraufhin zu einer Trauerkundgebung am Ort der Räumung in der Aroser Allee zusammen – eine Demonstration gegen Zwangsräumungen im Allgemeinen und gegen diese Zwangsräumung mit einem tödlichen Ende im Besonderen.
ws/uh
MieterMagazin 5/13
Der Tod von Rosemarie F. unmittelbar nach der Zwangsräumung erschütterte viele Menschen
Foto: Peter Homann/Gegendruck
06.06.2013