Die steigenden Preise für Energie machen immer mehr Menschen zu schaffen. In über 20.000 Berliner Wohnungen wurde im Jahr 2013 wegen Zahlungsrückständen Strom oder Gas abgeklemmt. Das bedeutet: Die Betroffenen können kein Licht anmachen, nicht kochen und nur kalt duschen.
17.184 Haushalten wurde 2013 der Strom- und 2912 Haushalten der Gasanschluss gesperrt. Das ergab eine Kleine Anfrage der Piratenfraktion im Abgeordnetenhaus. Während die Stromsperren somit leicht zurückgegangen sind, hat es bei den Gassperren einen Anstieg von über 50 Prozent gegeben. Weder der Senat noch die Gasag können sich diesen drastischen Anstieg erklären, heißt es in der Antwort der Wirtschaftsverwaltung. Am häufigsten wurde in Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg der Strom abgestellt, am seltensten in Steglitz-Zehlendorf. „Für uns ist klar, dass das mit den viel zu geringen Hartz-IV-Leistungen bei gleichzeitig enorm steigenden Energiepreisen in Zusammenhang steht“, kommentierte Alexander Spies, sozialpolitischer Sprecher der Piratenfraktion, die Zahlen.
Doch nicht nur in Berlin greift das Phänomen der Energiearmut um sich, wie eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion belegt. Demnach ist von 2008 bis 2011 der Anteil derjenigen Haushalte in Deutschland, die mehr als ein Zehntel ihres Einkommens für Heizöl, Gas und Strom aufwenden mussten, von knapp 14 auf mehr als 17 Prozent gestiegen. Ebenfalls alarmierend: Fast 40.000 bundesdeutschen Haushalten wurde 2012 das Gas abgedreht – im Jahr zuvor waren es noch 33.600. Um 43 Prozent hat sich Heizen und Warmwasser zwischen 2002 und 2012 verteuert, während die Löhne im gleichen Zeitraum nur um 17 Prozent zugelegt haben.
In Kombination mit den ebenfalls steigenden Mieten ergibt das eine Wohnkostenbelastung, die von immer mehr Mietern nicht mehr zu verkraften ist, sagt der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins (BMV), Reiner Wild: „Notwendig sind neben einem sparsamen Umgang mit Energie Entlastungen für Geringverdiener und Bezieher von Transfereinkommen.“ So müssten beim Wohngeld und Arbeitslosengeld II die steigenden Energiepreise stärker berücksichtigt werden. Der BMV fordert, dass die Stromkosten in tatsächlicher Höhe übernommen werden und nicht vom knappen Hartz-IV-Regelsatz zu bestreiten sind.
Birgit Leiß
MieterMagazin 5/14
Mit den höheren Energiepreisen ist auch die Zahl der Stromsperrungen gestiegen
Foto: Christian Muhrbeck
13.06.2018