Es ist schon ein dreistes Geschäftsmodell, mit dem die neue Online-Plattform „Smmove“ die Wohnungssuche revolutionieren will: Die Mietwohnungen werden nicht zum Festpreis angeboten, sondern versteigert. Was als „transparente Preisfindung“ beworben wird, treibt logischerweise die Mieten nach oben. Da nutzt es auch wenig, dass die Provision vom Vermieter zu zahlen ist.
Und so funktioniert es: Vermieter stellen ihr Angebot zu einem Startpreis auf der Plattform ein. Mitbieten darf als Mieter, wer sich vorher einer umfangreichen Bonitätsprüfung unterzogen hat und zudem die Wunschkriterien des Vermieters erfüllt. „Matching-Prozess“ nennt man das bei Smmove. Die Bonität wird mit den drei Ampelfarben Rot, Grün und Gelb bewertet. Zudem soll sich der Interessent mit einem persönlichen Profil präsentieren, inklusive Hobbies. Vermieter können festlegen, welches Mindesteinkommen der Mieter haben sollte, ob Haustiere erlaubt sind und so weiter. „Wohnungssuchende ersparen sich so unzählige Bewerbungen und Massenbesichtigungen, bei denen sie ohnehin keine Chancen haben“, meint Firmengründer und Geschäftsführer Alexander Kanellopulos. Die Auktion läuft zwei Wochen, anschließend kann der Anbieter unter den „Top Five“ der Bewerber wählen. Es bekommt also nicht automatisch der Höchstbietende den Zuschlag. Der Vermieter kann die Bewerber dann in einem Video-Chat kennenlernen. Auch der Mietvertrag wird online geschlossen. Immerhin: Wohnungsbesichtigungen sind möglich, die Termine dazu können online gebucht werden. „Diese komplette Digitalisierung des Vermietungsprozesses ist innovativ und unterscheidet uns von anderen Immobilienportalen“, so Kanellopulos.
Der Berliner Mieterverein ist skeptisch. Zum einen müssen Wohnungssuchende umfangreiche persönliche Daten preisgeben – noch bevor sie sich für eine bestimmte Wohnung bewerben. Vor allem hinterläuft das Modell die demnächst geltende Mietpreisbremse. Kanellopulos weist den Vorwurf zurück, die Mietpreisbremse würde ausgehebelt: „Es liegt in der Verantwortung der Anbieter, etwa vorhandene Preisbindungen zu berücksichtigen.“
Zwei Wochen nach dem bundesweiten Start der Online-Versteigerung sind in Berlin gerade mal 34 Wohnungen im Angebot – überwiegend in Randlagen wie Reinickendorf und Lichtenrade. Zu den Smmove-Kunden gehört unter anderem das Wohnungsunternehmen Deutsche Annington.
Birgit Leiß
02.05.2015