Es startete unter großem Beifall und Medieninteresse – und endete erst einmal mit einer stillgelegten Baustelle: das genossenschaftliche Großprojekt Möckernkiez. Die hohen Standards, die die Genossen hier auf dem Areal am Gleisdreieck schaffen wollen, sind deutlich teurer als ursprünglich kalkuliert. Bisher fanden sie keine Kreditgeber. Nun aber sind die Forderungen der Banken erfüllt, und es könnte bald weitergebaut werden.
Vier eingerüstete Rohbauten auf einer stillgelegten Baustelle am Rand des Parks am Gleisdreieck – das 2009 so hoffnungsvoll gestartete Genossenschaftsprojekt Möckernkiez ruht seit anderthalb Jahren. „Aber jetzt sind wir doch hoffnungsvoll, dass es bald weitergehen kann“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Frank Nitzsche gegenüber dem MieterMagazin. „Zu Ende April/Anfang Mai könnte endlich die Finanzierung stehen.“
Die war bisher trotz intensiver Suche nach und Verhandlungen mit Geldgebern nicht gelungen. Die Forderungen eines Bankenkonsortiums: eine professionelle Verstärkung des Vorstands, die Vergabe der Bauleistungen an ein Generalunternehmen – und vor allem eine realistischere Einschätzung der Kosten und der sich daraus ergebenden Einlagen und Mieten. Die Baukosten waren bei dem ehrgeizigen Projekt, das durchweg barrierearm, ökologisch und nach höchsten Energiestandards errichtet werden soll, ursprünglich mit 80 Millionen Euro veranschlagt worden. Inzwischen wird mit 128 Millionen Euro gerechnet. Auf den Quadratmeter umgerechnet stieg damit der Preis von ursprünglich angesetzten 2000 auf circa 3000 Euro. Wer sich eine der Wohnungen sichern will, muss entsprechend der Wohnungsgröße nun 40 Prozent der anteiligen Kosten als Einlage zahlen (ursprünglich 30 Prozent). Der Mietpreis liegt jetzt im Durchschnitt bei 10,35 Euro (nettokalt).
Trotz von Anfang an hoher Kosten war das Vorhaben mit 14 mehrstöckigen Wohnhäusern, einem behindertengerechten Hotel, einer Kita und Geschäften als eines der größten genossenschaftlichen Projekte in ganz Deutschland immer auf große Zustimmung und Resonanz gestoßen. Bei einem Neubau-Wettbewerb der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gewann die Genossenschaft 2012 für ihren Quartiersentwurf sogar ein Preisgeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro, das allerdings nie ausgezahlt wurde, weil es an eine zeitnahe Realisierung gekoppelt war.
Die rückte aber in immer weitere Ferne, weil sich keine Kreditgeber fanden. Dass sich Mitglieder und Vorstand trotz ungeklärter Finanzierung zu Beginn 2014 entschlossen, mit dem Bau aus Eigenmitteln zu beginnen, verschärfte die Situation noch. Bereits im Oktober des gleichen Jahres musste der Bau gestoppt werden. Die Sicherung der Baustelle kostet die Genossenschaft seitdem jeden Monat 45.000 Euro.
Inzwischen gelang es, die Forderungen der Banken weitgehend zu erfüllen. So fand beispielsweise der Vorstand fachliche Unterstützung durch die Architektin Karoline Scharpf und den Betriebswirt Frank Nitzsche – und inzwischen sind auch nahezu alle geplanten Wohnungen fest vergeben, wie Nitzsche erklärte.
Um die Risiken des Projektes weiter zu mindern, sind Änderungen geplant: Die vorgesehenen Gewerbeflächen für Hotel, Kita und Geschäfte sollen verkauft werden.
Rosemarie Mieder
07.05.2016