Der IBB-Wohnungsmarktbericht verzeichnet erneut einen Anstieg der Durchschnittsmiete bei neu abgeschlossenen Mietverträgen. Die gemeldeten Neubauzahlen haben für den größten Teil der Berliner Wohnungssuchenden allerdings keinerlei positive Auswirkung.
10.722 im vorvergangenen Jahr fertiggestellte Wohnungen – ein Plus von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr – lassen die Investitionsbank Berlin (IBB) in ihrem Wohnungsmarktbericht einen „enormen Wachstumsschub“ erkennen. Dem gegenüber steht allerdings, dass die Berliner Einwohnerschaft im selben Jahr um rund 45.000 Menschen zugenommen hat. Und dass die neugebauten Wohnungen auf die Versorgung des größeren Teils der Bevölkerung keinen wesentlichen Einfluss ausüben: Weder erweitern diese nennenswert das Marktangebot für Mieter, denn sie werden zu rund 50 Prozent als Eigentumswohnungen errichtet, noch wirken sie dämpfend auf die Mietpreisentwicklung, denn die verbleibenden und zur Miete offerierten Neubauten liegen im teuren Preissegment.
„Reich baut für reich“, kommentiert Reiner Wild, der Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, diese Marktsituation. Berücksichtige man, so Wild weiter, dass im Jahr 2016 zusätzlich über 17.000 Bestandswohnungen von Miet- in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden, dann müsse man davon ausgehen, dass die „Zahl der Mietwohnungen nicht oder nur marginal steigt“. Insofern sei auch ein Ende der Preisspirale nicht absehbar. Der im IBB-Bericht dokumentierte Anstieg der Neuvertragsmieten um 3 Prozent auf durchschnittlich 9,07 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2016 verdeutlicht die anhaltende Entwicklung. Keine wesentliche Entlastung bringt in diesem Umfeld die Fertigstellung von gerade mal 230 Wohnungen im Sozialen Wohnungsbau.
Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke), die den Wohnungsmarktbericht gemeinsam mit der IBB vorgestellt hat, ist sich „der Angebotslücke gerade im unteren Preissegment“ bewusst. Abhilfe sollen die städtischen Wohnungsbaugesellschaften schaffen – durch Neubau und Zukauf von 55.000 Wohnungen in den nächsten vier Jahren.
Dass die gültigen Förderkonditionen auch für private Investoren „einen attraktiven Rahmen für den Bau preiswerter und bezahlbarer Wohnungen“ darstellen, wie die Senatorin behauptet, lässt sich aus den Zahlen der IBB nicht ablesen – schon eher das Gegenteil.
Udo Hildenstab
Der Bericht mit Tabellen und zusätzlichen interaktiven Darstellungen unter
26.04.2017