Über 30 Jahre lang war Edwin Massalsky im Vorstand des Berliner Mietervereins, die meiste Zeit als Vorsitzender. Am 11. März 2021 wurde er im Alter von 78 Jahren unerwartet aus einem aktiven Leben gerissen.
Edwin Massalsky hat vieles mit großer Leidenschaft und Zielstrebigkeit betrieben. Das Segeln beispielsweise. Als er 2017 in den Ruhestand ging, erfüllte er sich einen Traum und ging mit seiner Frau Uschi auf große Tour. Gemeinsam segelten sie von der Müritz über das Schwarze Meer bis zum Mittelmeer. Vor allem aber war der 1943 in Berlin Geborene ein politisch denkender Mensch.
In jungen Jahren war er Mitglied in der SEW (Sozialistische Einheitspartei Westberlins), später trat er der Alternativen Liste bei. Edwin Massalsky kämpfte in einer Bürgerinitiative gegen den Bau einer Autobahn durch Tegel und diskutierte genauso leidenschaftlich bei Kneipenabenden über das „große Ganze“. Mit seinem Freund und Tischtennispartner Volker Schröder führte er „Krieg an der Platte“, wie der langjährige Buchhalter des Berliner Mietervereins ihre erbittert geführten Gefechte auf hohem Niveau nennt. Schröder erinnert sich noch gut daran, wie sie 1994 zusammen die Kinderhymne von Bertolt Brecht auf die Giebelwand eines Gebäudes am Reichstag sprühten. Genauso gern kloppten die beiden Skat – und sammelten anschließend Unterschriften für die „Aktion 18. März“.
Edwin Massalskys beruflicher Werdegang war zunächst weniger gradlinig. Ein Studium der Ökonomie an der Berliner FU hatte er ebenso abgebrochen wie ein Studium der Bildhauerei und Grafik an der HdK. Das selbstständige Kaufmannsleben interessierte ihn mehr, und schon bald baute er mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit ein erfolgreiches Massalsky-Imperium aus Fischständen und Restaurants auf.
Zum Berliner Mieterverein kam er 1980 – nach einem politischen Zerwürfnis mit der Berliner Mietergemeinschaft. Damals war der Mieterverein im Umbruch, seine politischen Forderungen wurden offensiver. Massalsky, ab 1987 Vorsitzender, prägte diese Entwicklung hin zu einer schlagkräftigen Interessenvertretung entscheidend mit. Gleichzeitig trieb er die Professionalisierung des Dienstleistungsangebots voran. „Ich bin kein Jurist, sondern Kaufmann“, betonte er stets. Der Service-Gedanke und die Kundenorientierung waren ihm in Fleisch und Blut übergegangen. Der Ausbau der Beratungszentren, kundenfreundliche Öffnungszeiten – all dies ist zu einem großen Teil mit sein Verdienst. „Ein Unternehmen auf einen erfolgreichen Weg zu bringen, faszinierte ihn. Und auch beim Mieterverein ist ihm das gelungen“, so Reiner Wild, der Geschäftsführer des Vereins: „Wir haben Edwin viel zu verdanken.“
Treibende Kraft war Edwin Massalsky auch beim Aufbau einer Rechtsschutzversicherung unter dem Dach des Deutschen Mieterbundes. Er gehört zu den Gründungsvätern und saß lange im Aufsichtsrat. „Dieser Posten hat ihm viel bedeutet“, sagt Volker Schröder. Überhaupt habe er einen großen Teil seiner Identität aus seiner ehrenamtlichen Arbeit für den Mieterverein gezogen.
Mit der Basis auf Tuchfühlung
Noch etwas lag ihm sehr am Herzen: die Ehrenamtlichen. Während sie in vielen Vereinen dieser Größenordnung kaum noch eine Rolle spielen, war Edwin Massalsky diese Basis immer wichtig.
Als Ehrenvorstand kam Edwin Massalsky – wenn er nicht gerade auf Segeltour war – auch nach seinem Ausscheiden noch regelmäßig zu Vorstands- und Beiratssitzungen. Er hätte gern noch länger mitgemischt.
Birgit Leiß
40 Jahre Vereinsarbeit
Edwin Massalsky kam 1980 zum BMV und engagierte sich zunächst in der Bezirksgruppe Reinickendorf. 1984 wurde er dann in den dreiköpfigen Vorstand gewählt, zunächst als Schatzmeister. 1987 wurde er Vorsitzender und blieb es, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, bis zum Jahre 2017, als er sich aus Altersgründen zurückzog.
bl
29.04.2021