Bei der Adler Group rumort es, nicht nur intern in dem stark angeschlagenen Wohnungsunternehmen, sondern auch in der Mieterschaft. Die will horrende Heizkostennachzahlungen und miserablen Service nicht länger hinnehmen und hat sich zu Mieterinitiativen zusammengeschlossen, in der Heerstraße ebenso wie in der Angerburger Allee.
Die „Westend-Rebellen“ aus der Angerburger Allee 35-55 (ungerade Hausnummern) haben es satt: Seit Jahren gibt es in der Wohnanlage mit rund 800 Wohnungen ein Legionellenproblem, um das sich niemand so recht kümmert. Nun sollen die Mieter:innen auch noch teilweise mehrere Tausend Euro Heizkosten nachzahlen. 900 Euro sind es bei Nina Luckow und Lea Thieme – und das, obwohl sie sehr sparsam geheizt haben und ihr Verbrauch sank, wie die beiden Mieterinnen berichten. Wie bei vielen wurde die Nachzahlung einfach vom Konto abgebucht, obwohl die zwei Frauen Widerspruch eingelegt hatten.
Die Adler Group spricht in einer Stellungnahme von einem Versehen in „wenigen Einzelfällen“. Eine Ursache für die Kostensteigerungen in der aktuellen Abrechnung 2022 ist ein Liefervertrag mit dem Fernwärmeversorger Eon. Um 200 Prozent hat sich die Kilowattstunde gegenüber der Abrechnung von 2021 verteuert. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hält die Preiserhöhungen für rechtswidrig und hat eine Sammelklage eingereicht. Die Preisänderungsklauseln seien intransparent und entsprächen nicht den gesetzlichen Anforderungen.
Der Alternative Mieter- und Verbraucherschutzbund (AMV) und der Berliner Mieterverein (BMV), die beide zahlreiche Mitglieder in der Wohnanlage vertreten, halten die Abrechnung aber auch aus anderen Gründen für nicht nachvollziehbar. Der BMV hat daher Einwendungen erhoben und Belege angefordert. Doch die Bearbeitung sei „extrem schleppend“, so die mit der Angelegenheit betraute BMV-Rechtsberaterin. Diese „Nicht-Kommunikation“, wie es Nina Luckow nennt, kennen die Adler-Mieter:innen nur zu gut: „Man schreibt immer wieder hin, aber es kommt keine Reaktion.“
Bei mehreren gut besuchten Mieterversammlungen machten die Betroffenen ihrem Ärger Luft. In der Folge gründete sich die Mieterinitiative „Westend-Rebellen“. „Wir wollen jetzt schauen, welche Punkte am dringendsten sind“, erklärt Lea Thieme. Und: Man werde sich mit anderen Mieterinitiativen in Adler-Group-Immobilien zusammentun.
Birgit Leiß
28.04.2024