Der Berliner Büroflächenleerstand wächst. Das Potenzial für den Umbau zu Wohnungen ist groß, wird aber noch selten genutzt.
Nachdem die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gesobau ihre neue Zentrale in Pankow bezogen hatte, baute sie ihren alten Verwaltungssitz im Märkischen Viertel in 66 Wohnungen um, davon 53 barrierefrei und seniorengerecht. Nach dreijährigen Bauarbeiten sind im Dezember dort Mieter:innen eingezogen. Die Gesobau zeige „eindrucksvoll, wie man mit dem Baubestand verantwortungsvoll umgeht und ihn in Zeiten von Wohnungsknappheit nachhaltig entwickeln kann“, lobt Stephan Machulik, Staatssekretär für Wohnen und Mieterschutz.
Die Umnutzung von Büroflächen für Wohnzwecke ist ein Zukunftsmodell. Nach Angaben des Maklerunternehmens Jones Lang LaSalle (JLL) liegen in Berlin 1,19 Millionen Quadratmeter Bürofläche brach. Das ist eine Leerstandsquote von 5,4 Prozent. Die während der Corona-Zeit zwangsläufig erprobten Möglichkeiten des Home Office werden nun zunehmend weiter genutzt. Die Firmen müssen deshalb weniger Fläche für Büroarbeitsplätze vorhalten.
Nicht alle Büroflächen eignen sich zum Wohnen. Viele Gebäude stehen in Gewerbegebieten ohne Nahversorgung oder an sehr lauten Straßen und haben Grundrisse mit tiefen Räumen und schlechtem Lichteinfall. Erhebliche Umbauten sind immer notwendig, aber sie sind laut JLL im Schnitt 50 Prozent günstiger als ein Neubau – und nachhaltiger ohnehin. In einer Prognose für 2025 sieht JLL in Berlin das Potenzial für 2500 Wohnungen, die durch Umnutzung von Büros entstehen könnten – immerhin ein Achtel der jährlich angestrebten 20 000 Wohnungen.
Der Bund hat in diesem Jahr das neue Programm „Gewerbe zu Wohnen“ aufgelegt und unterstützt solche Umbauten mit Fördergeldern in Höhe von 120 Millionen Euro. „Wir brauchen jetzt viele gute Beispiele, die zeigen, dass es geht“, sagt Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD).
Jens Sethmann
28.04.2024