In einem „Dialogprozess“ sollen 500 Bürger:innen ein Jahr lang offen über die Zukunft des Tempelhofer Feldes reden. Der Senat drängt die Debatte aber deutlich in Richtung einer Randbebauung mit Wohngebäuden. Das Ergebnis – wie immer es ausfällt – bleibt unverbindlich.
500 zufällig ausgewählte Berliner:innen, die einen repräsentativen Querschnitt der Stadtbevölkerung abbilden, werden eingeladen. „Es bedarf einer offenen, sachlichen und stadtweiten Debatte über die Zukunft des Tempelhofer Feldes“, sagt Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD). Weil der Senat Randbereiche für den Wohnungsbau nutzen will, strebt er eine „Neubewertung“ des Feldes an.
Der „Dialogprozess“ soll vor den Sommerferien starten. Die Bürgerbeteiligungsleitlinien des Senats, die unter anderem eine Ergebnisoffenheit garantieren, gelten dabei allerdings nicht. Auf eine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Susanna Kahlefeld begründet dies Gaeblers Staatssekretär Alexander Slotty im schönsten Beamtendeutsch: „Der ‚Dialogprozess Tempelhofer Feld‘ unterliegt nicht den ‚Leitlinien für Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Projekten und Prozessen der räumlichen Stadtentwicklung (LLBB)‘, da es sich nicht um ein Projekt oder einen Prozess der räumlichen Stadtentwicklung handelt, sondern um einen Beitrag zur Debatte um die Zukunft des Tempelhofer Feldes.“
Das hört sich so an, als würde es bei der Debatte nicht um Stadtentwicklung gehen. Es findet jedoch gleichzeitig ein internationaler stadt- und freiraumplanerischer Ideenwettbewerb statt, dessen Entwürfe auch vom Bürgergremium diskutiert werden sollen. Damit wird die Frage, ob auf dem Feld überhaupt etwas gebaut werden soll, in den Hintergrund gedrängt.
Ziel des Dialogprozesses ist es, Mitte 2025 eine gemeinsam getragene Empfehlung zur Zukunft des Tempelhofer Feldes auszusprechen. Für eine Bebauung müsste auch das Abgeordnetenhaus das vor zehn Jahren per Volksentscheid beschlossene Tempelhof-Gesetz ändern oder aufheben.
Jens Sethmann
28.04.2024