Gartenteich, Kaninchenstall, Komposthaufen und Blumenbeete – der Innenhof Waldburgweg 23/Heidekrugstraße 6 in der Waldsiedlung Elsengrund in Köpenick macht einen idyllischen Eindruck. Doch die GSW verlangt die Beseitigung aller Anlagen – und reichte schließlich Klage gegen eine Mieterin ein.
Der Ärger ist Dr. Ursula Macht (51) anzusehen: „Staub, Unrat, Ratten – völlig verwahrlost war der Hof, als ich vor vier Jahren eingezogen bin. Die GSW tat nichts, außer Kosten für die nicht erbrachte Hofpflege in Rechnung zu stellen!“ So griff die Mieterin zur Selbsthilfe, unterstützt von Nachbar Werner Ortlieb, der als Landschaftsgärtner über das fachliche Know-how verfügte. Beide entsorgten den Müll und legten einen kleinen Teich mit flacher Uferzone an, in dem sich jetzt Kaulquappen der unter Naturschutz stehenden Erdkröte tummeln. Sitzplatz, Komposthaufen und eine Kaninchenunterkunft ergänzen den Hof, auf dem andere Mieter seit Jahrzehnten Blumenbeete pflegen. Eine vergleichbare Nutzung war vom Erbauer der denkmalgeschützten Siedlung aus den 20er Jahren auch vorgesehen – die Höfe waren als „rückwärtige Nutzgärten“ konzipiert.
Ursula Macht: „Die GSW begrüßt doch sonst Mieterinitiativen zur Wohnumfeldverbesserung, damit werben sie sogar.“ Doch statt dessen verlangte die GSW-Geschäftsstelle in Köpenick unter wiederholter Fristsetzung, alle Anlagen zu beseitigen: Die Verkehrssicherheit sei gefährdet, eine „spezifische Nutzung“ nicht erwünscht und die Hoffläche solle allen Mietern zur Verfügung stehen. „Bei uns ist alles für alle da“, hält Ortlieb dagegen und verweist auf ein Protestschreiben an die GSW, das sämtliche Mieter unterzeichnet haben.
Die Geschäftsstelle blieb vorerst bei ihrer Sicht der Dinge. Auf einer Anhörung des Amtsgerichts am 14. April erklärte ein GSW-Vertreter, die Klägerin sei nicht vergleichsbereit – Mieter hätten in der Gartenanlage nichts zu schaffen. Doch nach Intervention des MieterMagazin zieht die GSW die Klage möglicherweise zurück: Ein weiterer Ortstermin, zu dem erstmals alle Hausbewohner eingeladen waren, ergab die Aussicht auf eine einvernehmliche Lösung. In einer schriftlichen Vereinbarung soll die Haftung für den Teich den Mietern übertragen werden.
Sabine Grepel
MieterMagazin 6+7/05
Der Krötenteich soll weg: Ursula Macht und die Gartenanlage
Foto: Sabine Grepel
30.01.2017