Eine deutlich positive Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt hat das Forschungsinstitut „empirica“ für die Landesbausparkasse Berlin-Hannover ermittelt. Bis zum Jahre 2015 bestünde ein jährlicher Neubaubedarf allein im Geschosswohnungsbau von 8000 bis 11.000 Wohnungen. Der Optimismus wird in Fachkreisen allerdings bezweifelt.
Die im Bundesvergleich niedrige Berliner Eigentumsquote ermuntert immer wieder Wohnungspolitiker und Eigentumfinanzierer zu neuen Hoffnungsschüben. So erkannte Eberhard Fähnrich von der Landesbausparkasse Berlin-Hannover einen deutlichen Bedarf für qualitativ anspruchsvolle Eigentumsobjekte im Neubau. Anlass für seinen Optimismus sind die Ergebnisse einer von der LBS beauftragten Studie über den Berliner Wohnungsmarkt. Die hohe Neubauquote im Speckgürtel der Stadt und die Abwanderung von rund 30.000 Berlinern pro Jahr ins Umland zeige, dass es auf dem Wohnungsmarkt Defizite gebe. Es bestünde ein strukturell bedingter Bedarf, weil das Angebot nicht der Nachfrage entspreche, urteilte Frau Dr. Krings-Heckemeier von empirica. Die Schelte galt ausdrücklich auch für die Sonderabschreibungsobjekte im Ostteil der Stadt. Weitere Gründe für einen wachsenden Neubaubedarf werden in einer fehlerhaften Interpretation des Wohnungsleerstands gesehen. Außerdem sei die Neubaurate in den letzten Jahren auf weniger als eine Wohnung pro 1000 Bewohner gesunken. Zudem seien in Berlin neue „Erwerbertypen“ als Nachfrager vorhanden.
Andere Wohnungsmarktforscher wie Armin Hentschel vom IFSS sehen den Neubaubedarf skeptischer, vor allem wegen der allgemeinen Einkommensentwicklung.
Reiner Wild
MieterMagazin 6+7/05
Neubaunachfrage in Berlin: von den Bausparkassen schöngeredet?
Foto: Kerstin Zillmer
02.08.2013