Seit Jahren ärgert sich Gerhard Hafenrichter über hohe Betriebskosten für Hausreinigung und Hausmeister. Durch einen zufälligen Plausch mit dem Hausreiniger kam er dahinter, mit welcher Praxis die Hausverwaltung seit Jahren die Kosten in die Höhe treibt.
Der Mitarbeiter von „Harry’s Reinigungs-Teufel“ fiel aus allen Wolken: 5241 Euro soll die Hausreinigung in der Oderberger Straße 60 laut Betriebskostenabrechnung 2004 insgesamt kosten. Dabei hatte seine Firma für das Haus Oderberger Straße 60 lediglich 2846 Euro in Rechnung gestellt. Für die wundersame Verdopplung ist, wie sich herausstellte, die „W.F.S. Bau- und Objektmanagement GmbH“ zuständig. Diese Firma, die mit der Hausreinigung beauftragt ist, hat mit der Ausübung der Arbeiten einen Subunternehmer engagiert – und kassiert dafür einen kräftigen Aufschlag. Das allein, so heißt es dazu beim Berliner Mieterverein (BMV), ist aber rechtlich nicht unbedingt zu beanstanden. Lediglich das Gebot der Wirtschaftlichkeit könne verletzt sein. „Die Rechtmäßigkeit der Kostenabwälzung beim so genannten Outsourcing ist leider durch die Gerichte bestätigt worden“, erklärt dazu Michael Roggenbrodt vom BMV. Ein Fall für die Staatsanwaltschaft kann daraus jedoch werden, wenn es sich gar nicht um eine echte Fremdfirma handelt, sondern der Vermieter seine eigenen Taschen auffüllt. Denn das wäre Betrug. Darauf deutet im Fall der Oderberger Straße 60 einiges hin. So kam das Kündigungsschreiben, das der redselige Putzteufel prompt erhielt, direkt von der Hausverwaltung „Mendis-Immobilien“. Gegründet worden ist die Firma W.F.S. von der Ehefrau des Geschäftsführers der Mendis-Immobilien. Sie ist auch bei Mendis angestellt. Beide Firmen haben dieselbe Telefonnummer und Adresse. „Da geht alles nicht mit rechten Dingen zu“, empört sich der Mieter Gerhard Hafenrichter. Er hat ausgerechnet, dass ihm seit dem Jahr 2000 etwa 1000 Euro zuviel abgeknöpft wurden. Die Eigentümergemeinschaft des Hauses – es handelt sich um vermietete Eigentumswohnungen – hat der Mendis-Immobilien inzwischen fristlos gekündigt. Der Geschäftsführer der Hausverwaltung, Norbert Schmidt, bestätigt die Kündigung, weist die Vorwürfe aber im Übrigen zurück. Es handele sich um selbstständige Unternehmen, die den gleichen Geschäftssitz haben, behauptet er.
Da Mendis in Berlin noch weitere Häuser verwaltet, stellt sich die Frage: Was können betroffene Mieter tun? „Unbedingt rechtlichen Rat einholen und nicht selber die Staatsanwaltschaft einschalten. Auch nicht einfach den strittigen Betrag von den Nebenkosten abziehen“, empfiehlt Michael Roggenbrodt.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/06
Hauswartsarbeiten:
Wer mit vorgeblichem Outsourcing in die eigene Tasche wirtschaftet, begeht Betrug
Foto: Christian Muhrbeck
26.10.2017