Trotz des langfristig zu erwartenden Bevölkerungsrückgangs wird es wegen des gleichzeitigen Anstiegs der Zahl der Haushalte mittelfristig und regional zu einer steigenden Wohnungsnachfrage kommen, erläuterte der Staatssekretär aus dem Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), Engelbert Lütke Daldrup, anlässlich der Vorstellung der neuen Raumordnungs- und Wohnungsprognose 2020/2050.
Die neue Studie vermutet einen durchschlagenden Bevölkerungsrückgang bundesweit ab 2020. Da ab diesem Zeitraum ein Anstieg der Haushalte nicht mehr zu erwarten sei, wird die Wohnungsnachfrage aller Voraussicht nach sinken. Bis 2020 muss aber mit einem anderen Trend gerechnet werden: Vermutet wird trotz des bundesweiten Bevölkerungsrückgangs ein Anstieg der Haushalte um 3,4 Prozent. Daraus resultiere eine höhere Nachfrage nach Wohnraum, die auch über Neubauten befriedigt werden müsse. Im Jahresdurchschnitt seien knapp 230.000 neue Wohnungen, vorrangig in den Wachstumsregionen, notwendig. Einen besonderen Bedarf sehen die Forscher für Eigentumswohnungen, denn in den nächsten Jahren würden die geburtenstarken Jahrgänge der 60er Jahre in die Phase der Eigentumsbildung kommen.
Der Bund will diese Anforderungen mit einem speziellen Förderprogramm unterstützen. Dabei gehe es, so Staatssekretär Lütke Daldrup, nicht nur um Finanzierungshilfen beim Bau, sondern auch um ein kindgerechteres Wohnumfeld und um kinderfreundlichere Stadtquartiere.
Die Prognose und die Familienförderung seien auch für Berlin interessant, sagt Kurt Nelius von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Allerdings sind der finanziellen Förderung von familiengerechtem Wohnraum enge Grenzen gesetzt, denn Wohnungsbaufördermittel stehen jetzt – und nach der Förderalismusreform erst recht – nur im geringen Umfange zur Verfügung. Der Berliner Senat sieht daher seine Aufgabe darin, die privaten Investitionen an die richtigen Orte zu lenken. 450 Wohnungsbauflächen auf 50 Hektar sind bereits ausgemacht. Viele dieser Baulücken könnten für den Wohnungs- oder Einfamilienhausbau genutzt werden, so Senatorin Junge-Reyer.
Reiner Wild
MieterMagazin 6/06
30.07.2013