Baugruppen, die ihr generationenübergreifendes, ökologisches Wohnprojekt selber gestalten, gibt es viele in Berlin. Doch fast alle setzen ausschließlich auf Eigentum. Die „Initiative Möckernkiez“ wagt einen anderen Weg.
Ende März 2010 haben Mitglieder der Initiative nach langem Ringen den Kaufvertrag für eines der begehrten Baufelder auf dem Gleisdreieckgelände unterzeichnet. Auf drei Hektar sollen an der Yorck-, Ecke Möckernstraße 385 Wohnungen entstehen – barrierefrei, ökologisch und sozial integrativ. „Wir wollen ein nachbarschaftliches Zusammenleben von Jung und Alt, Menschen mit Beeinträchtigungen, Familien mit Kindern und anderen“, erklärt Ulrich Haneke vom Vorstand der neu gegründeten „Möckernkiez Genossenschaft“.
Bei der Planung des Wohnquartiers sind die Mitglieder beteiligt, auch die architektonische Gestaltung wird in Workshops gemeinsam mit Experten erarbeitet. „Wir wollen keine abgeschottete Insel sein, sondern den Kiez mitgestalten“, betont Hanke. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Verein gegründet. Die Anwohner der umliegenden Altbauten sollen an der Entwicklung des Areals beteiligt werden. Geplant sind unter anderem eine Jugendfreizeiteinrichtung und ein Integrationshotel, in dem Behinderte eine Ausbildung machen und arbeiten können.
Doch wie soll dieses ehrgeizige Modellprojekt finanziert werden, zumal man ausdrücklich auch Kleinverdienern die Teilnahme ermöglichen will? Da die neue Genossenschaft über kein Eigenkapital verfügt, müssen 70 Prozent der Gesamtbaukosten von rund 70 Millionen Euro durch Banken finanziert werden. 30 Prozent müssen die Bewohner selber aufbringen. Für eine 50 Quadratmeter große Wohnung wären das etwa 30.000 Euro. „Uns ist klar, dass das nicht wenig ist, aber Fördergelder gibt es nicht mehr“, bedauert Haneke. Bewusst will man daher überwiegend kleine Wohnungen bauen. Auch die voraussichtlichen Mieten sind mit 8,30 Euro nettokalt nicht für jedes Einkommen erschwinglich, aber dafür gibt es alle Vorzüge eines gemeinschaftlichen, selbstbestimmten Wohnens. Standardmodell wird das sogenannte Dauernutzungsrecht sein, vergleichbar dem „normalen“ Mietverhältnis. Aber auch die eigentumsähnliche Variante im Genossenschaftsrecht, das Dauerwohnrecht, soll möglich sein. In diesem Fall müssen 100 Prozent der Kosten selber finanziert werden, die Wohnung darf dann auch veräußert oder vermietet werden.
Das Interesse an dem Wohnprojekt ist sehr groß, über 350 Mitglieder gibt es schon.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/10
Drei Hektar Land für 385 Wohnungen:
Bauplatz der „Möckernkiez Genossenschaft“ auf dem Gleisdreieck
Foto: Christian Muhrbeck
Weitere Informationen
im Internet:
www.moeckerkiez.de
01.06.2013