In mehreren deutschen Städten gibt es Internetdatenbanken, in die Bürger leer stehende Wohnungen und Gewerbeflächen melden können. Die Bewohner wissen schließlich oft am besten, wenn die Wohnung nebenan nicht mehr vermietet wird oder das halbe Hinterhaus leer steht. Doch Sinn und Zweck solcher Leerstandsmelder sind umstritten.
Die Idee, die dahintersteckt: Viele Menschen suchen bezahlbare Wohnungen und Arbeitsräume, während gleichzeitig unzählige Flächen gar nicht am Markt angeboten werden. Ein unabhängiger, öffentlicher Datenpool schafft Transparenz und hilft bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten. Am ausgeklügeltsten ist die Hamburger Datenbank: Über eine Eingabemaske kann jeder Angaben über das betreffende Gebäude, seine Geschichte oder seine Eigentümer ins Netz stellen und schon erscheint die entsprechende Adresse bei „Google-Maps“ rot markiert. Das Problem: Nachgeprüft werden diese Angaben meist nicht. Somit werden auch Eigentümer an den Pranger gestellt, die beispielsweise eine aufwendige Schimmelsanierung durchführen, demnächst umbauen wollen oder andere plausible Gründe für den Leerstand haben.
Die Bürgerinitiative Viktoriakiez, die einen „Leerstandsmelder“ für Berlin auf die Beine stellen will, machte einen anderen unerwünschten Nebeneffekt aus: „Die Erfahrung aus anderen Städten zeigt, dass die Angaben in der Datenbank als Infoquelle für Investoren dienen“, so Margret Saunders. Die Anwohnerinitiative will mit dem Leerstandsmelder das Argument fehlenden Wohnraums entkräften. Weil ihr aber die Kapazitäten fehlen, eine solche Datenbank aufzubauen, werde die Aktion noch einmal überdacht.
Beim Berliner Mieterverein hat man vor einigen Jahren eine Befragung durchgeführt, bei der Mitglieder leer stehende Nachbarwohnungen melden sollten. Allerdings ging es damals darum, Gründe für den Leerstand herauszufinden und den Senat damit zu einer wissenschaftlichen Erhebung zu bewegen. Anders als beim Senat ist man beim Mieterverein der Überzeugung, dass die Anzahl leer stehender vermietungsfähiger Wohnungen gering ist. „Insofern macht ein Leerstandsmelder aus unserer Sicht wenig Sinn“, so Geschäftsführer Reiner Wild.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/11
Ob leer stehende Wohnungen auch vermietbar sind, geht aus einem Internet-Datenpool in der Regel nicht hervor
Foto: Christian Muhrbeck
http://www.viktoriakiez.de/
(Website der Bürgerinitiative Viktoriakiez)
www.leerstandsmelder.de
(Hamburger Initiative)
28.10.2024