Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo will für die Hausstromversorgung nur noch Ökostrom einsetzen. Umweltverbände halten den von Vattenfall bezogenen „Grünstrom“ aus skandinavischen Wasserkraftwerken jedoch für einen Etikettenschwindel.
Die „Degewo bezieht ab 2012 nur noch Ökostrom“, verkündete das Wohnungsunternehmen. Für die Aufzüge und die Beleuchtung der Treppenhäuser und Außenanlagen soll atomstromfreie und CO2-neutrale Energie eingesetzt werden. Jährlich würden so 19000 Tonnen CO2 eingespart. „Mit dem Einkauf von Ökostrom leistet die Degewo ihren Beitrag, die ehrgeizigen Klimaschutzziele in Berlin zu erreichen“, sagt Unternehmensvorstand Frank Bielka. Für die 71000 Mieter erhöhe sich der Stromkostenanteil an den Betriebskosten um 25 Cent im Jahr. Immer mehr Mieter würden sich privat für ein Ökostromangebot entscheiden und wünschten sich das auch von ihrem Vermieter, begründet die Degewo ihren Schritt.
Der Stromlieferant ist allerdings kein Ökostromanbieter, sondern der Kohle- und Atomstrom-Riese Vattenfall. Der Strom wird in Wasserkraftwerken in Skandinavien erzeugt und dann in das europäische Stromnetz eingespeist, erklärt Vattenfall-Großkundenbetreuerin Marika Baier.
Das Bündnis „Atomausstieg selber machen“, ein Zusammenschluss von 22 Umweltverbänden, kritisiert diese Methode als „Greenwashing“. Durch den Kauf von billigen RECS-Zertifikaten („Renewable Energy Certificates System“) aus Skandinavien wird sogenannter Graustrom aus Kohle und Atomkraft „grün gefärbt“. Der Strom wird in Norwegen und Schweden ohnehin in großer Menge aus Wasserkraft gewonnen. Mit dem Kauf dieses Stroms leistet man keinen Beitrag zum Neubau von Wind-, Wasser- oder Solarkraftwerken.
Jens Sethmann
MieterMagazin 6/11
Die Degewo hat angekündigt, den Hausstrom aus grünen Quellen zu beziehen – ein Etikettenschwindel, kritisieren Umweltverbände
Foto: Sabine Münch
26.03.2013