In welchen Zuständen die Bewohner der Kopenhagener Straße 67 leben müssen, wird auf den ersten Blick klar: Die meisten Wohnungen sind leer, die Türen stehen Tag und Nacht offen. Seit Wochen gibt es kein warmes Wasser, weil nach einem mysteriösen Gasunfall das Gas abgestellt werden musste. Doch die fünf verbliebenen Mieter sind fest entschlossen, sich nicht vertreiben zu lassen.
Im Januar 2011 war der heruntergekommene Altbau in Prenzlauer Berg von der Firma „Peters Vermögensverwaltung GmbH“ gekauft worden. Schon bald wurde den Mietern in Einzelgesprächen klar gemacht, dass sie ausziehen sollen – ohne Abfindung und ohne das Angebot einer Ersatzwohnung. Das Haus solle saniert und die Wohnungen in Eigentum umgewandelt werden. Nach und nach verließen die meisten der 34 Mietparteien das Haus.
Fünf blieben – und auf die kamen ungemütliche Zeiten zu. Es kam zu mehreren Wasserschäden, der Müll wurde nicht mehr abgeholt, und im Januar war man bei Eiseskälte wochenlang ohne Heizung. Mehrere Monate lang waren in den Wohnungen osteuropäische Männer einquartiert, die nach Aussagen der Bewohner aus dem Fenster urinierten und anderweitige Belästigungen verursachten. „Es war höchst unangenehm, abends nach Hause zu kommen, zumal auch immer wieder die Glühbirnen im Treppenhaus entfernt wurden“, berichtet die Mieterin. Schließlich wandten sich die Mieter an die Polizei, die die Wohnungen umgehend räumen ließ.
Ende April schließlich wäre das Haus mitsamt den Bewohnern um ein Haar in die Luft geflogen. Nur weil einer der Mieter zufällig den Gasgeruch aus einer der leer stehenden Wohnungen bemerkte und geistesgegenwärtig die Fenster öffnete, kam es nicht zur Katastrophe. Aus einem beschädigten Rohr war Gas geströmt, beim nächsten Betätigen eines Lichtschalters wäre es zu einer Explosion gekommen, fand die Feuerwehr heraus. Das Landeskriminalamt hat die Ermittlungen übernommen. Eine mutwillige Beschädigung kann nicht ausgeschlossen werden, heißt es in der Polizeimeldung. Nach diesem Schreckensereignis haben die Bewohner, darunter auch eine 80-Jährige, große Angst. „Aber wir haben schon so viel durchgemacht, jetzt ziehen wir erst recht nicht aus“, sagen sie. Mit einstweiligen Verfügungen setzen sie sich zur Wehr, auch die Wohnungsaufsicht wurde eingeschaltet.
Der Mieterberatung Prenzlauer Berg sind die Zustände in dem Haus bestens bekannt. Der Eigentümer sei „schwierig“ und „nicht sehr kommunikativ“, meint die Geschäftsführerin Sylvia Hoehne-Killewald. Auch das MieterMagazin erhielt auf die Bitte um eine Stellungnahme keine Antwort.
Birgit Leiß
MieterMagazin 6/12
Ungemütliche Zeiten sind in dem Wohnhaus Kopenhagener Straße 67 ausgebrochen
Foto: Sabine Münch
19.03.2013