Bezahlbarer Wohnraum für Studierende ist in Berlin Mangelware. Die Wohnheime des Studentenwerks sind komplett belegt. Nun entdecken Investoren Studenten als Zielgruppe und errichten private Wohnheime. In Treptow soll in Kürze ein Containerdorf für 400 Studenten entstehen.
Über 100 Interessenten für ein 300 Euro teures WG-Zimmer sind in Berlin keine Seltenheit. Auf den Wartelisten der 35 Berliner Studentenwohnheime stehen aktuell 900 Studierende. „Die Wohnheime erleben gerade eine Art Renaissance“, berichtet Jürgen Morgenstern, Sprecher des Studentenwerks Berlin, dessen Heime ohne Zuschüsse des Landes betrieben werden.
Kein Wunder, dass private Investoren in diese Lücke springen, zumal Immobilienfonds für studentisches Wohnen mittlerweile als lukratives Geschäftsmodell mit sicherer Rendite angesehen werden. Im Herbst soll unter anderem ein Luxuswohnheim mit Concierge- und Reinigungsservice an der Köpenicker Straße in Mitte eröffnen, und an der Eichbuschallee 51 im Treptower Ortsteil Plänterwald entsteht ab Juli ein Containerdorf für 400 Studenten.
Was bisher nur als Notbehelf herhalten musste, wird hier als „coolstes Wohnprojekt Berlins“ beworben. Der Unternehmer Jörg Duske will standardisierte Frachtcontainer zu multifunktionalen Wohnzellen umrüsten, die auf dem 11.000 Quadratmeter großen Gelände zu einem Gemeinschaftskomplex aufgestapelt werden. Jeder Container ist 12 Meter lang, 2,50 Meter breit und ebenso hoch. In den Stahlboxen werden eine Toilette mit Dusche und eine Küchenzeile integriert sein. 220 Euro Monatsmiete sollen die knapp 30 Quadratmeter kosten. Gegen einen Aufpreis ist auch eine Möblierung aus Pappe erhältlich. „Frankie & Johnny“ nennt sich das Projekt und zielt auf eine internationale Studentenklientel.
Nach einer Berechnung der Bildungsverwaltung kostet die Fertigstellung jeder regulären neuen Studentenwohnung 50.000 Euro. Da sind die privaten Container billiger und vor allem stehen sie auch schneller zur Verfügung. Schon im Herbst sollen die ersten 50 Studenten einziehen.
Jens Sethmann
MieterMagazin 6/13
Ideale Vorbereitung auf ein mobiles Arbeitsleben: Wohnen im Frachtcontainer
Foto: Holzer Kobler Architekturen
30.06.2013