Im Herbst soll der Stadtentwicklungsplan Wohnen (StEP Wohnen) vom Senat verabschiedet werden. Doch der Berliner Mieterverein, der BUND sowie der Verein Berliner Gartenfreunde fordern noch erhebliche Nachbesserungen zum aktuellen Entwurf.
Die drei Interessenverbände sind sich einig, dass noch eine „soziale und ökologische Handlungsstrategie für die künftige Berliner Wohnungspolitik“ entwickelt werden muss. Diesen Anspruch könne der nun vorgelegte erste Entwurf des StEP Wohnen nicht erfüllen. In dem Papier ist bisher nur pauschal von einer „sozial, ökologisch und städtebaulich vertretbaren Verdichtung von Wohnquartieren“ die Rede.
Stadtentwicklungssenator Michael Müller hat den Schwerpunkt in der Wohnungspolitik auf den Neubau von Wohnungen gesetzt. Bis zum Jahr 2020 sollen demnach jährlich rund 11.500 Wohnungen errichtet werden, anschließend weitere 6000 pro Jahr.
Der BUND kritisiert nun, dass diese Wohnungen auf zum Teil „ökologisch hochwertigen Flächen“ wie etwa dem Tempelhofer Feld gebaut werden würden, während bereits bestehende Gebäude ungenutzt bleiben. Die Naturschutzorganisation fordert daher einen effizienteren Umgang mit der bestehenden Bausubstanz, beispielsweise den Dachausbau oder den Umbau leerstehender Gewerbebauten. „Wer die Stadt nachhaltig entwickeln will, muss die knappe Ressource Fläche effektiv und intelligent nutzen“, sagt Andreas Faensen-Thiebes vom BUND.
Allein Neubau als Lösung für Berlins Wohnraummangel, das überzeugt auch den Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, Reiner Wild, nicht. Zumal neu geschaffene Wohnungen, so Wild, hauptsächlich Beziehern höherer Einkommen vorbehalten seien. Lediglich den künftigen Bedarf an Wohnungen auszurechnen und dementsprechend viele Wohnungen zu bauen, „missachte“ geradezu die Herausforderungen der Stadtentwicklungspolitik, so der BMV-Geschäftsführer Wild. Wenn im Stadtentwicklungsplan keine soziale und nachhaltige Wohnraumversorgung eingeplant sei, dann sei das ganze Vorhaben nichts weiter als „ein Bilderbuch möglicher Baugruben“.
Bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung gibt man sich offen für Veränderungen, schließlich sei der aktuelle Plan erst ein Entwurf. Seit vergangenem Jahr gebe es einen Begleitkreis, indem auch der BUND und der Mieterverein vertreten seien, so Sprecherin Daniela Augenstein. „Und dieser Begleitkreis ist ja gerade dazu da, dass die Teilnehmer mit uns den Entwurf bearbeiten“, so Augenstein. Man darf gespannt sein, wie viel Bearbeitung der Stadtentwicklungssenator zulässt.
Wiebke Schönherr
MieterMagazin 6/13
Kritiker des Stadtentwicklungsplans Wohnen mahnen einen intelligenten Umgang mit Freiflächen an (hier: das Tempelhofer Flugfeld)
Foto: Daniel Schaub
30.06.2013