Die Feinstaubbelastung der Berliner Luft ist alarmierend. An mehreren Messstellen wurde der Grenzwert im Jahr 2014 schon an über 30 Tagen überschritten. Erlaubt ist dies nach EU-Richtlinie an höchstens 35 Tagen im Jahr. Zur Feinstaubvermeidung braucht Berlin mehr als nur die Umweltzone.
In Sachen Feinstaubbelastung droht 2014 ein Berliner Rekordjahr zu werden. Am 7. Mai ist am Messpunkt Silbersteinstraße in Neukölln der Grenzwert schon zum 35. Mal überschritten worden. Damit ist hier das Jahreslimit bereits erreicht. An der Frankfurter Allee in Friedrichshain war die Konzentration an 31 Tagen zu hoch, in der Karl-Marx-Straße an 30 Tagen und in der Schildhornstraße an 25 Tagen. Bundesweit ist Berlin damit Spitzenreiter. Weil an nur einem Dutzend Stellen in der Stadt gemessen wird, muss man zumindest für den Rest der Innenstadt, insbesondere für die Hauptverkehrsstraßen, von ähnlich dramatischen Werten ausgehen.
Als Feinstaub gelten Schwebeteilchen in der Luft, die kleiner als 10 Mikrometer sind. Diese Partikel sind gesundheitsgefährlich, weil sie beim Einatmen nicht von Nasenhärchen und Schleimhäuten herausgefiltert werden.
An höchstens 35 Tagen im Jahr darf die Feinstaubkonzentration in der Luft den Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter überschreiten. Um darunter zu bleiben, hat der Berliner Senat die Innenstadt zur Umweltzone erklärt, in der seit 2010 nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette fahren dürfen. Die Feinstaubbelastung durch den Straßenverkehr wurde dadurch vermindert. Doch offensichtlich muss mehr getan werden. Ein Ausweiten der Umweltzone auf das gesamte Stadtgebiet würde wenig bringen, da ohnehin fast nur noch Fahrzeuge mit grüner Plakette auf den Straßen unterwegs sind. Der Blick wäre eher auf die bestehenden Ausnahmen zu richten: So unterliegen Schiffe, Motorräder und Baumaschinen keinerlei Einschränkungen. Die Industrie stößt etwa ebenso viel Feinstaub aus wie der gesamte Verkehr. Und auch bei der Beheizung von Gebäuden fällt Feinstaub an, besonders beim zunehmend verbreiteten Brennstoff Holz – etwa bei den modernen Pelletheizungen und den Kaminen, die neuerdings zum Ausstattungsstandard „gehobener“ Neubauten gehören.
Jens Sethmann
MieterMagazin 6/14
Feinstaub: Das Jahreslimit ist vielerorts in Berlin bereits jetzt erreicht
Foto: Nils Richter
Tagesaktuelle Messwerte unter
www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/de/messnetz/index.shtml
12.03.2018