Lothar Schmid, geboren 1950, dokumentierte mit seiner Kamera den Häuserkampf im Berlin der 80er Jahre. Seine 81 Schwarz-Weiß-Bilder und vier knappe, sachkundige Texte erzählen nun in einem Fotoband, wie sich gegen die West-Berliner Kahlschlagsanierung vor allem in Kreuzberg Widerstand organisierte und sich nach harten Konflikten letztlich durchsetzte.
Neben den bekannten Ansichten von bröckeligen Fassaden, leerstehenden Häusern und gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei geben Alltagsporträts der Besetzer der Häuserkampfbewegung im Wortsinne ein Gesicht. Und auch der mühevolle Aufbau im Kleinen und Großen wird dokumentiert: Mieter und Handwerker setzen in der Oranienstraße gemeinsam Fenster ein, eine Instandbesetzerin in der Maaßenstraße repariert gerade ihren Kachelofen, eine Fotovoltaikanlage wird auf einem Dach installiert, und zwei Frauen dichten in Selbsthilfe eine Außenwand in der Manteuffelstraße ab. Diese unspektakulären Beobachtungen führen den heutigen Betrachter nah an die damalige Stimmung und Lebenslage heran. So fragt der Autor zum Schluss auch zu Recht: Wie können Erfolge der damaligen Zeit heute verteidigt werden? Denn: Ohne den Häuserkampf wäre Berlin heute weniger liebens- und lebenswert.
js
MieterMagazin 6/14
Lothar Schmid: Häuserkampf im Berlin der 1980er Jahre, Berlin Story Verlag, Berlin 2013, deutsch/englisch, 19,95 Euro
03.06.2014