Wie der Autor dieses Buches bekennt, möchte er gar nicht wissen, wie er selbst als Nachbar gesehen wird. Selbst Eremiten und Einsiedlerkrebse haben irgendwo Nachbarn, wenn auch etwas weiter weg.
Und manchmal braucht man sie ja auch zum Gießen der Zimmerpflanzen während des Urlaubs oder ganz einfach, um ein paar Sätze zu reden, wenn einem nach Unterhaltung ist. Oder auch, um Dampf abzulassen, wenn der eigene Blitzableiter mal nicht funktioniert. Natürlich nerven die Nachbarn auch – mal mehr, mal weniger, aber eigentlich (fast) immer. In diesem weiten Spannungsfeld zwischen Gebrauchtwerden und Auf-die-Nerven-gehen bewegen sich die großen und kleinen Geschichten dieses Buches über „die Leute von nebenan, so wie sie wirklich sind“. In vielen erkennt man seine eigenen Nachbarn wieder, in manchen – die Fähigkeit zur Selbsteinsicht oder -kritik vorausgesetzt – vielleicht sich selbst. Und das Buch kann auch als Therapie dienen: Wer denkt, er habe die schlimmsten Nachbarn der Welt, und meint, er muss sie unter Ausschöpfung aller rechtlichen Mittel ans andere Ende der Mieterwelt vertreiben, sollte vor dem Gang zum Rechtsanwalt dieses Buch lesen. Und herzhaft lachen. Oder mit dem Nachbarn reden. Oder ihm zumindest dieses Buch unter die Fußmatte legen.
rb
28.05.2017