Das „Luftbrückenhaus“ im Neuköllner Schillerkiez ist in sicheren Händen: Nach einem zweimonatigen, durch Corona erheblich erschwerten Protestmarathon sind die 164 Wohnungen im Rahmen des Vorkaufsrechts an eine Genossenschaft gegangen. Die Luxemburger Briefkastenfirma, die den Häuserblock erwerben wollte, hat das Nachsehen.
Die Häuser Leinestraße 28-36/Oderstraße 28-29 liegen direkt am Tempelhofer Feld und sind gut in Schuss. Das weckte Begehrlichkeiten. Im Februar erfuhren die Bewohner vom Bezirksamt, dass ihr Block, der auf vielen historischen Fotos mit anfliegenden Rosinenbombern während der Berlin-Blockade zu sehen ist, an eine Luxemburger Firma verkauft wurde. Die Mieter waren sofort alarmiert, denn Recherchen ergaben, dass diese zur Immobiliengesellschaft Pears Global gehört, deren Ziel es ist, Steuern zu sparen bei maximalem Profit.
„Definitiv kein guter Vermieter“, fand die Mieterschaft und schepperte jede Woche mit Töpfen und Pfannen gegen den Verkauf des Wohnblocks. Das Kiezscheppern aus Fenstern und von Balkonen wurde per Live-Stream übertragen. Protestaktionen wie ein Hoffest oder Kundgebungen waren wegen der sich zuspitzenden Corona-Pandemie nicht möglich. Sorge hatte die Hausgemeinschaft auch, ob der Bezirk die Prüfung des Verkaufsrechts innerhalb der vorgegebenen Frist schaffen würde.
Mitte April kam dann die erlösende Nachricht: Der Bezirk übt sein Vorkaufsrecht zugunsten der Genossenschaft Beamten-Wohnungs-Verein zu Berlin aus. „Wir sind sehr erleichtert, dass eine gemeinwohlorientierte Genossenschaft gefunden wurde“, so eine Mieterin: „Damit wurden nicht nur wir gerettet, sondern langfristiger und bezahlbarer Wohnraum erhalten. Pears Global steht für das Gegenteil.“
Birgit Leiß
30.04.2024