IBB-Wohnungsmarktbericht 2022 -
Entspannung durch den Mietendeckel ist endgültig vorbei

Steigende Mieten, auslaufende Sozialbindungen, sinkende Neubauzahlen und kein Ende in Sicht – der Wohnungsmarktbericht der Investitionsbank Berlin (IBB) zeichnet ein düsteres Bild. Der Berliner Mieterverein (BMV) fordert vom neuen Senat entschlossene Maßnahmen.

Um zehn Prozent sind die Angebotsmieten im letzten Jahr angestiegen. Das ist ein Plus von fast einem Euro pro Quadratmeter. Im Berlin-Durchschnitt werden jetzt 11,54 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche verlangt, in den inneren Bezirken muss man bei einer Neuanmietung für den Quadratmeter durchschnittlich sogar 16 Euro monatlich hinblättern.

„Die zeitweilige Entspannung durch den bis April 2021 gültigen Mietendeckel ist damit endgültig erledigt“, stellt die Investitionsbank Berlin (IBB) fest. Wer mit wenig Geld eine neue Wohnung sucht, muss auf den Stadtrand ausweichen – und dort im Schnitt 9,71 Euro zahlen. Das Umland hat sich als Option erledigt: Seit 2019 sind die Mieten in den Speckgürtelgemeinden höher als in den Berliner Außenbezirken.

Nach der Corona-Delle wächst die Bevölkerungszahl wieder, der Wohnungsbau kommt dem steigenden Bedarf aber weiterhin nicht hinterher. 15.870 Wohnungen wurden 2021 fertiggestellt – neuere Zahlen hat die IBB nicht. Das sind knapp 500 Wohnungen weniger als im Jahr zuvor. Aktuell würden in Berlin laut IBB 47.000 Wohnungen fehlen. Dazu kommt, dass die Zahl der Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen 2021 mit 28.768 einen neuen Höchstwert erreicht hat.

Der BMV sieht einen „dramatischen Verlust an bezahlbarem Wohnraum“ auf Berlin zukommen. Bis 2025 laufen die Sozialbindungen von über 50.000 Wohnungen verschiedener Programme aus. Den Verlust kann der neue soziale Wohnungsbau nicht annähernd ausgleichen. Der BMV ermahnt den neuen Senat dringend, Maßnahmen gegen den Wegfall der Bindungen zu ergreifen. Auch beim freifinanzierten Wohnungsbau herrscht Handlungsbedarf. BMV-Geschäftsführerin Ulrike Hamann: „Wir fordern eine wirksame Preisbremse für die Angebotsmieten – die vom Bund erlassene Mietpreisbremse wird schamlos ignoriert.“

Jens Sethmann

Hartmut Lindenberg
26.05.2023