Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Howoge kauft vom Wohnkonzern Vonovia rund 4500 Wohnungen und gemeinsam mit der ebenfalls landeseigenen Berlinovo Bauflächen für 1200 Wohnungen. Der Berliner Mieterverein (BMV) befürchtet, dass die Mieter:innen die Zeche zahlen.
Die Howoge kauft die zum Vonovia-Konzern gehörende Prima Wohnbauten mit 4495 Wohnungen, die sich in den Altbezirken Lichtenberg und Treptow befinden. Zudem erwirbt sie vom selben Konzern zusammen mit der Berlinovo die Stadtentwicklungsgesellschaft Buch mit 6,9 Hektar Bauland im Gebiet Am Sandhaus. Der Kaufpreis beträgt insgesamt rund 700 Millionen Euro. Die Unternehmen müssen das Geld aus eigenen Mitteln und über Kredite finanzieren.
Dem Ziel, Druck vom Wohnungsmarkt zu nehmen, sei Berlin mit dem Ankauf „einen großen Schritt nähergekommen“, sagt der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Die angekauften Wohnungen würden mit einer durchschnittlichen Miete von 7,04 Euro pro Quadratmeter „perfekt ins kommunale Wohnen passen“, so Howoge-Geschäftsführer Ulrich Schiller.
Der Senat ist nicht von sich aus tätig geworden. Die Vonovia hat ihm die Bestände angeboten, die sie offensichtlich nicht mehr haben wollte. Die Wohnungen hatten einst der kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Lichtenberg gehört, die sie 1997 privatisierte, bevor sie selbst mit der Howoge fusionierte. Nach dem Ankauf sind nun 366.000 Wohnungen in Landeshand. Zum selbstgesteckten Ziel von 500.000 hat der Senat noch einen weiten Weg vor sich.
Die BMV-Geschäftsführerin Wibke Werner nennt den jüngsten Ankauf deshalb nur „einen kleinen Schritt“. Die Mieter:innen hätten nur etwas davon, wenn die Howoge den Kurs der sozialen Wohnraumversorgung nicht noch weiter verlässt. „Andernfalls zahlen am Ende die Mieter:innen die Zeche des Ankaufs“, mahnt Wibke Werner.
Niklas Schenker, Wohnungspolitiker der Linksfraktion, befürchtet, dass sich der Ankauf als schlechtes Geschäft entpuppen könnte: „Die letzten Ankäufe haben gezeigt, dass der Instandsetzungsbedarf oft höher ist, als zunächst angenommen. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) versichert hingegen, die Wohnungen befänden sich in „überdurchschnittlich gutem Zustand“. Statt weiterer Ankäufe zu Marktpreisen fordert Schenker eine Vergesellschaftung: „Auf diesem Weg könnten viel mehr Wohnungen für deutlich weniger Geld in öffentliches Eigentum überführt werden.“
Jens Sethmann
29.05.2024