Vor zwei Jahren verhinderten Bürgerproteste den Bau eines 80 Meter hohen Büroturms an der Gerhard-Hauptmann-Anlage in Wilmersdorf. Jetzt hegt der Bezirk wieder Bebauungspläne. Auch diese werden den Anwohnern vermutlich wenig Freude bereiten.
Diesmal will die „Neubau GmbH“ an der Meierottostraße, im Süden der kleinen Grünanlage, ein sechsgeschossiges Wohnhaus errichten. Der Entwurf wurde bereits im Bauleitplanungsausschuss vorgestellt. Bezirksbaustadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU) befürwortet das Projekt und nennt zwei wesentliche Unterschiede zum früheren Vorhaben: „Diesmal handelt es sich um ein Wohnhaus, außerdem ist die Traufhöhe niedriger“. Ein Bürogebäude, räumt er ein, hätte nicht zur Wohnbebauung gepasst. Rein rechnerisch wird der Grünanteil nach dem Bau sogar größer sein, denn das Haus soll auf der Parkplatzfläche entstehen und dazu müssen zuerst die hässlichen Parkpaletten abgerissen werden. Sie nehmen fast ein Viertel der Grünfläche ein. Derzeit, meint der Baustadtrat, biete die Anlage einen verwahrlosten Anblick und werde von vielen Bürgern gemieden.
Das sieht die baupolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion, Sibylle Centgraf, anders. „Es ist sicher kein Schmuckplatz, aber eine gut nutzbare Anlage, die den Anwohnern ein Stück Lebensqualität bietet.“ Die Anwohner brauchen Spiel- und Erholungsflächen und keinen Ausverkauf öffentlicher Flächen. Vor allem der starke Eingriff in den Charakter der Grünanlage sei problematisch: „Der Park wird danach nicht mehr derselbe sein, er wird zum Abstandsgrün für das Wohnhaus degradiert“, so Centgraf.
Ob der Bürgerprotest wieder ebenso heftig ausfallen wird, bleibt abzuwarten. Fest steht, dass die Bewohner der Häuser an der Meierottostraße im Falle eines Neubaus nicht mehr auf einen grünen Park, sondern auf das Gebäude blicken werden. Ende Juni (nach Redaktionsschluss des MieterMagazin) wurden die Pläne der „Neubau GmbH“ auf einer Anwohnerversammlung vorgestellt.
Birgit Leiß
MieterMagazin 7+8/06
Neue Pläne: An der Meierottostraße soll ein sechsstöckiges Wohnhaus entstehen
Foto: Rolf Schulten
29.07.2013