„Beleuchtete Wiesen“ nennt man die vielen erfolglosen Gewerbeparks vor den Toren der Stadt, für die sich einfach kein Investor interessieren will. Eine solche voll erschlossene, aber weitgehend ungenutzte Investitionsbrache gibt es auch in der Berliner Innenstadt: der alte Schlachthof. Ende 2006 wird das Gebiet Eldenaer Straße/Alter Schlachthof als städtebauliches Entwicklungsgebiet aufgegeben.
Als der Senat 1993 die Entwicklungsmaßnahme in die Wege leitete, sollte aus dem 50 Hektar großen, ehemals abgeschlossenen Betriebsgelände ein „neues innerstädtisches Quartier mit einem Mix aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und stadtteilbezogenen Grünflächen“ werden. Wie bei den anderen Entwicklungsgebieten auch, fuhr man die anfangs hochgesteckten Ziele nach und nach zurück: Statt wie zunächst geplant 2700 Wohnungen sollen nun nur noch 800 Wohnungen gebaut werden. Bis April 2006 ist jedoch nur ein Wohnblock mit 191 Wohnungen errichtet worden. Von den ursprünglich geplanten 231.000 Quadratmetern Gewerbefläche sind bislang nur 55.000 realisiert. Statt 5000 sind bis heute nur 400 Arbeitsplätze geschaffen worden. Alles in allem eine sehr ernüchternde Bilanz.
Die vom Senat beauftragte Stadtentwicklungsgesellschaft Eldenaer Straße (SES) hat bei der Baufreimachung ganze Arbeit geleistet. Nicht nur viele der denkmalgeschützten Viehhallen und Schlachthäuser wurden dabei abgerissen, auch die mit 522 Meter längste Fußgängerbrücke Berlins, der „lange Jammer“, verschwand. Weichen mussten auch drei florierende Baugroßhändler. Dafür gibt es nun am S-Bahnhof Storkower Straße ein neues Fachmarktzentrum, das so an jeder beliebigen Ausfallstraße stehen könnte. Daneben liegen viele eingezäunte leere Flächen, die von gut ausgebauten Straßen bestens erschlossen sind. Die beiden neuen Grünanlagen werden von den Friedrichshainer Anwohnern indessen rege genutzt.
Auf der Zielgeraden stellt die SES nun doch noch einige Erfolge in Aussicht: Der Bau von 194 weiteren Wohnungen sei vertraglich gesichert. Sie werden teils als Etagenwohnungen, teils als Reihen- und Stadthäuser errichtet. Dafür wurden erneut zwei denkmalgeschützte Rinderschlachthallen abgerissen. Des weiteren sollen noch in diesem Jahr 33.000 Quadratmeter Gewerbeflächen entstehen. Und schließlich soll auch der schon mehrmals angekündigte Bau eines Einkaufszentrums an der Landsberger Allee in Gang kommen. Mit dem Verkauf der vielen Brachflächen wird ab 2007 der Liegenschaftsfonds beauftragt.
Jens Sethmann
MieterMagazin 7+8/06
Wo die Rinderschlachthallen abgerissen wurden, entstehen jetzt Reihen- und Stadthäuser
Foto: Jens Sethmann
29.07.2013