Die Geschichte der Wohnreform in der Kaiserzeit und während der Weimarer Republik wurde vorwiegend von Männern geschrieben, und es kommen auch fast nur Männer darin vor. Die Verdienste von Alfred Messel, Bruno Taut oder Walter Gropius um menschenfreundlichere Wohnungen sind berühmt.
Bekannt als Schöpferin der modern-funktionalen „Frankfurter Küche“ ist Margarete Schütte-Lihotzky, aber wer kennt zum Beispiel Lily Braun, Anna Pappritz, Marie-Elisabeth Lüders oder Erna Meyer? Wer kennt die vor dem Ersten Weltkrieg gebauten Einküchenhäuser in Lichterfelde und Friedenau oder das Hedwig-Rüdiger-Haus, ein Wohngebäude für ledige Post- und Telegrafenbeamtinnen in Charlottenburg? Wie groß der Einfluss der Frauen auf den Wohnungsbau jener Zeit – und nicht nur in der Küchenfrage – war, wird auch in der Fachwelt noch wenig beachtet. Die Soziologinnen Ulla Terlinden und Susanna von Oertzen von der Universität Kassel rücken mit ihrem aufschlussreichen Buch den weiblichen Anteil an der Wohnreform aus dem Schatten der Geschichte ins rechte Licht.
js
MieterMagazin 7+8/07
Ulla Terlinden/Susanna von Oertzen:
Die Wohnungsfrage ist Frauensache!
Frauenbewegung und Wohnreform 1870 bis 1933, Dietrich Reimer Verlag,
Berlin 2006, 302 Seiten, 35 Euro
16.07.2013