Berlin setzt beim Schutz der Anwohner vor Verkehrslärm hauptsächlich auf nächtliche Tempo-30-Bereiche und den Umbau von Straßen. Der über 100 Seiten starke, kürzlich präsentierte Lärmaktionsplan will Fußgängern und Radlern mehr Platz einräumen.
Es wurden vier Teststrecken ausgewählt: die Brandenburgische Straße in Wilmersdorf, die Dudenstraße in Kreuzberg sowie Teile der Drontheimer Straße und der Prinzenallee in Wedding. Alle vier Straßen sollen Fahrradspuren erhalten, dafür entfällt eine Autofahrspur pro Richtung. Außerdem sind Zebrastreifen und geräuscharme Fahrbahnbeläge vorgesehen.
Mit Geschwindigkeitsbegrenzungen hält sich der Senat dagegen zurück. Tagsüber wird es keine weiteren Tempo-30-Zonen geben, nur von 22 bis 6 Uhr soll auf rund 50 Kilometern des Straßennetzes ein solches Tempolimit eingeführt werden. Mit dem Aktionsplan hat das Land Berlin die Umgebungsrichtlinie der EU umgesetzt.
Umweltverbände begrüßen das Planwerk. „Der Verzicht auf die zweite Autofahrspur sorgt nicht nur für einen gleichmäßigen Verkehrsfluss, sondern entfernt den Verkehrslärm von den Wohngebäuden, weil die Fahrzeuge nun weiter in der Mitte fahren“, meint Martin Schlegel, Fachreferent für Verkehrspolitik beim „Bund für Umwelt und Naturschutz“ in Berlin. Allerdings fehlten in den Senatsplanungen die Straßen mit den höchsten Lärmwerten, etwa der Tempelhofer Damm. Die Erfahrungen hätten zudem gezeigt, dass ganztägige, überwachte Tempo-30-Zonen den Lärm reduzierten und die Feinstaubbelastung verringerten.
Mittel- und langfristig werden auf Autofahrer noch ganz andere Einschränkungen zukommen. Bei den jetzt beschlossenen Maßnahmen handelt es sich nur um die Stufe eins. „Wir müssen handeln, um gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden“, betont Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Linke).
Birgit Leiß
MieterMagazin 7+8/08
Die Dudenstraße gehört zu den Teststrecken
Foto: Christian Muhrbeck
10.07.2013