Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobag gibt keine Energieausweise an Mietinteressenten heraus – im Einverständnis mit dem Senat.
Wer bei der Gewobag eine Wohnung anmieten und sich vorher Klarheit über die voraussichtlichen Heizkosten verschaffen will, muss gezielt nach dem Energieausweis fragen. Er bekommt dann aber keine Kopie des Ausweises ausgehändigt, sondern kann ihn nur in einer der vier Gewobag-Geschäftsstellen einsehen.
Das Unternehmen kommt damit gerade mal seiner gesetzlichen Mindestverpflichtung nach. Es ist aber das einzige landeseigene Wohnungsunternehmen, das auf diese Weise ein Geheimnis um den energetischen Zustand seines Wohnungsbestands macht. Bei den anderen fünf städtischen Gesellschaften müssen Wohnungssuchende in der Regel zwar auch ausdrücklich nach dem Energieausweis fragen, dann erhalten sie ihn aber per E-Mail oder als Fotokopie. So können sich Interessenten das Dokument in Ruhe ansehen und bei Bedarf unabhängigen Rat einholen.
Die Gewobag begründet ihr Vorgehen damit, dass die „Nachfrage bei Mietinteressenten nicht abschätzbar gewesen sei“. Unternehmenssprecher Volker Hartig: „Angesichts der verschiedenen Berechnungsmodelle und deren Besonderheiten halten wir es zudem für verantwortungsvoller, Energieausweise nicht unkommentiert herauszugeben.“ In der Geschäftsstelle könnten Fragen direkt beantwortet werden. Nach einer halbjährigen Testphase will die Gewobag im Sommer entscheiden, ob sie künftig Energieausweise in Form einer Kopie aushändigt. Die Entscheidung sei auch abhängig von der Nachfrage der Wohnungssuchenden.
Die ist indessen auch bei anderen Wohnungsunternehmen gering. Kaum ein Mieter weiß, dass der Energieausweis seit Jahresbeginn für alle angebotenen Wohnungen vorliegen muss und kaum ein Vermieter präsentiert ihn von sich aus. Ein öffentliches Wohnungsunternehmen wie die Gewobag sollte aber mit gutem Beispiel vorangehen. Der Senat, der sich den Klimaschutz auf die Fahnen geschrieben hat, hält andererseits wenig davon, die landeseigenen Unternehmen dazu zu verpflichten, den Energieausweis unaufgefordert auszuhändigen, wie anlässlich der Beratung im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses zu einem Antrag der Grünen deutlich wurde.
Jens Sethmann
MieterMagazin 7+8/09
Bei Energieausweisen gibt sich die Gewobag zugeknöpft: ungedämmtes Gewobag-Haus am Ernst-Thälmann-Park in Prenzlauer Berg
Foto: Jens Sethmann
07.04.2013