Der Deutsche Mietertag des Jahres 2009 hatte einige Superlativen zu bieten: besonders groß, besonders harmonisch, besonders traditionsverhaftet. Rund 600 Delegierte aus den Mietervereinen drängten sich bei der öffentlichen Veranstaltung im Juni in Leipzig.
Selten gab es auch so häufig Erinnerungen an Vergangenes. Die Grußworte des Leipziger Bürgermeisters Andreas Müller und der Vorsitzenden des sächsischen Landesverbandes Anke Matejka erinnerten an die Gründungsimpulse für den Bund Deutscher Mietervereine aus Leipzig und die Leipziger Montagsdemos, die zum Fall der Mauer vor 20 Jahren beitrugen. Grund genug für Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee als Fazit lateinisch zu rezitieren: „Aus dem Osten kommt das Licht!“
Der Minister, der nach Meinung prominenter Tagungsteilnehmer „ausnehmend gut drauf war“, traf die Stimmung, als er daran erinnerte, dass das ehrwürdige Erfurter Andreas-Viertel noch wenige Wochen vor der Wende auf der Abrissliste stand. Nur ein kalter Winter und Versorgungsprobleme mit Baumaschinen hätten verhindert, dass dieses wertvolle bauliche Erbe platt gemacht wurde. Eine „beispiellose Solidarität zwischen Ost und West“ hätte nach dem Fall der Mauer dazu geführt, dass man viele dieser Traditionsgüter wieder in bestem Zustand besichtigen könne.
Erfolgreich sind Tagungen dieser Art immer dann, wenn vorher gut gearbeitet wurde. Das bescheinigte der neue Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes (DMB) Lukas Siebenkotten seinem Verband, der nunmehr wieder schwarze Zahlen bei der Mitgliederentwicklung schreibe und sowohl im Dienstleistungs- wie auch im politischen Bereich sehr gut aufgestellt sei. Mit der ihm eigenen Bescheidenheit und einer gewissen Portion Ironie heftete Siebenkotten die Erfolgsbilanz an die Weste seines ihm so ähnlichen Vorgängers, des jetzigen DMB-Präsidenten Franz-Georg Rips: „Gleich groß, gleich dick, beide mit einer Kindheit im Sauerland (lautes „Oooh“ des Bedauerns aus dem Plenum) und ebenfalls mit einer Lehrerin verheiratet (noch lauteres Bedauern des Publikums).“ Wer andere derart lobt, durfte dann auch von den Vereinen und Landesverbänden mit Nachdruck fordern, dass Qualitätsstandards bei den Dienstleistungen der DMB-Mitgliedsvereine gehalten oder auch verbessert werden müssten, um die „Dachmarke Deutscher Mieterbund“ weiter zu stärken – eine Forderung und Selbstverpflichtung, die das Tagungsplenum mit einem fast einstimmig angenommenen organisationspolitischen Antrag unterstrich.
Die Annahme des Antrags „Gemeinschaftsprojekt Zukunft des DMB“ war der Schlussakt einer intensiven Bearbeitung und Diskussion von Forderungen, die im Kern um den Beitrag der Mieter, der Wohnungspolitik und des Mietrechts zum gemeinsamen Klimaschutz kreisten. „Mieter für ein gutes Klima“ – ein doppeldeutiges Motto, das illustrierte, dass Traditionsbindung und Zukunftsorientierung einander nicht ausschließen.
ah
MieterMagazin 7+8/09
Einen sichtlich aufgeräumten Bundesverkehrsminister Tiefensee (links) begrüßte DMB-Präsident Dr. Franz-Georg Rips auf dem Deutschen Mietertag
Foto: Bernd Bohlen
07.04.2013