Ab Herbst bietet die Gasag ihren Berliner Haushaltskunden einen Mix aus Bio- und normalem Erdgas an. Das ist etwas teurer, doch es gibt gute Argumente für das neue Produkt.
Biogas, das durch Vergärung organischer Stoffe entsteht, kann aufbereitet und in vorhandene Erdgasnetze einspeist werden. Zehn Prozent dieses Bioerdgases will die Berliner Gasag dem herkömmlichen Brennstoff beimischen und diesen Mix als neues Produkt vermarkten. „Es kann voraussichtlich ab Oktober bestellt werden und wird etwas teurer sein als unser herkömmliches Gas“, so Gasag-Sprecher Klaus Haschker. Biogas ist derzeit in der Herstellung noch deutlich teurer als Erdgas. Genau deshalb wird es auch nur beigemischt.
Die Zehn-Prozent-Quote realisiert das Berliner Versorgungsunternehmen mithilfe einer neuen Biogasanlage der Gasag-Tochter „Erdgas Mark Brandenburg“ in Rathenow sowie durch Zukäufe aus anderen Biogasanlagen vornehmlich in Ostdeutschland. Die Anlage in Rathenow wird in diesem September in Betrieb gehen. Insgesamt 40.000 Tonnen Roggen- und Maissilage, Energie-Getreidekorn sowie Rinder- und Schweinegülle werden hier vergärt. „Die Energiepflanzen werden ausschließlich auf brachliegenden Flächen angebaut, die nicht für die Aufzucht von Lebensmittelpflanzen benötigt werden“, betont Haschker. „Dadurch besteht keine Konkurrenz zur Produktion von Nahrungsmitteln.“ Genau deswegen geraten Bioenergieträger wie Biodiesel oder Bioethanol immer wieder – zu Recht – in die Kritik.
Bioerdgas besteht zu etwa 90 Prozent aus Methan. Deshalb spricht die Biogasbranche auch eher von Biomethan. In Rathenow entsteht aus den Eingangsstoffen zunächst Roh-Biogas mit einem Methangehalt von 52 Prozent, das dann zu Bioerdgas mit einem Methangehalt von mehr als 96 Prozent aufbereitet wird. Dieses Gas verbrennt im Gegensatz zu Erdgas klimaneutral, das heißt, es wird nur die Menge Kohlendioxid freigesetzt, die die organischen Stoffe zuvor beim Wachstum bereits gebunden haben. Auf nachwachsende statt auf fossile Rohstoffe zu setzen bewertet deshalb auch Andreas Jarfe vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) positiv. Man mache sich dadurch auch unabhängiger von Erdgas-Importen: Derzeit stammen immerhin 84 Prozent des in Deutschland genutzten Erdgases aus dem Ausland.
Kristina Simons
MieterMagazin 7+8/09
Aus Getreide gewonnenes Biomethan kann man in das Erdgasnetz einspeisen
Foto: Christian Muhrbeck
07.06.2013