Eine neue Studie über die Folgen des Klimawandels für Berlin erlaubt verlässliche Aussagen zu den Auswirkungen auf die Hauptstadt.
Mit ihrer Arbeit „Klimawandel und Kulturlandschaft Berlin“ haben Wissenschaftler des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) vorhandene Forschungsergebnisse und Szenarien gebündelt und durch neue Modellrechnungen ergänzt. „Die vorliegende Studie liefert erstmalig für die Region belastbare Informationen darüber, wie sich die Folgen des Klimawandels in Berlin auswirken werden“, sagte Staatssekretärin Maria Krautzberger (SPD) von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte.
Die Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Temperatur in Berlin bis zum Jahr 2050 um 2,5 Grad Celsius ansteigen wird. Die Folgen: Die Sommer werden deutlich heißer und trockener, die Winter bringen weniger Frost und Schnee, aber stärkere und häufigere Regenfälle. Langanhaltende Hitzeperioden und tropische Nächte wie im „Jahrhundertsommer 2003“ werden künftig eher die Regel als die Ausnahme sein, vermuten die Forscher. „Der Klimawandel schreitet schneller voran als erwartet“, sagt der Potsdamer Klimaforscher Dr. Hermann Lotze-Campen. Dabei bilden die Ergebnisse der Studie keineswegs den schlimmstmöglichen Fall ab. „Wir haben nur das untersucht, was nach heutigem Stand nicht mehr abzuwenden ist“, betont Dr. Lotze-Campen.
„Urban Heat“ schafft Stress
Besonders im Innenstadtbereich, wo die Wärme aufgrund der dichten Bebauung länger gespeichert wird, können sich die klimatischen Veränderun-gen nachteilig auf die Lebensqualität der Bewohner auswirken. Kreislaufprobleme und durch belastendes Klima erzeugter Stress könnten die Folgen dieses sogenannten „Urban-Heat“-Phänomens sein.
„Die Studie zeigt deutlich, dass wir die Stadt auf den Klimawandel vorbereiten müssen“, so Staatssekretärin Krautzberger. Dieser Meinung ist auch Dr. Lotze-Campen: „Vor allem die zunehmenden Klimaschwankungen erfordern gut abgestimmte Anpassungsstrategien in den Bereichen Stadtentwicklung, Wasserwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz und Landschaftsplanung.“ Im Bereich Städtebau sei ein grundsätzliches Umdenken erforderlich. Neben Fragen der Ausrichtung, Dichte und Höhe der Bebauung werde künftig auch die Dämmung der Wohnhäuser verstärkt in den Blickpunkt rücken.
„Wir nehmen die Ergebnisse der Studie sehr ernst“, erklärt Petra Rohland von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Wichtig sei zum Beispiel die Vernetzung von Grün- und Freiflächen in der Stadt. Diese Kaltluftschneisen würden für eine bessere Durchlüftung der Stadt sorgen. „Damit fangen wir jetzt bereits an, etwa mit dem geplanten Park am Gleisdreieck“, berichtet Petra Rohland. Aus dem gleichen Grund solle auch auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof eine größere Grünfläche entstehen.
Auch die Wohnungsbauunternehmen sind gefordert, auf die klimatischen Veränderungen zu reagieren. Durch eine entsprechende Dämmung der Gebäude könne die Hitzewirkung abgeschwächt und das Wohnklima verbessert werden, heißt es in der Studie.
Sina Tschacher
MieterMagazin 7+8/09
Wenn die Sommer wärmer werden, braucht es Ideen, wie das Leben in der Stadt erträglich bleibt
Foto: Sabine Münch
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Tipps für ein prima Klima in der Wohnung
Auch bei hochsommerlichen Temperaturen kann man die eigenen vier Wände angenehm kühl halten. Am wirksamsten gegen starke Sonneneinstrahlung ist der Schutz von außen: Markisen, Jalousien oder Klappläden. Doch Vorsicht: Derartige Einbauten dürfen Mieter in der Regel nur mit Zustimmung des Vermieters vornehmen. Auch Rollos und Vorhänge an der Innenseite des Fensters schirmen Sonnenstrahlen ab, allerdings nicht ganz so wirksam. Damit das Licht möglichst gut reflektiert wird, sollten die Außenflächen der Rollos hell oder metallbeschichtet sein. Für Südfenster eignen sich getönte Reflexionsfolien. Sie werden von innen auf das Glas geklebt, sind allerdings nur begrenzt haltbar.
Von Klima-Anlagen raten Verbraucherexperten ab, denn die fressen viel Strom und treiben den Energieverbrauch in die Höhe. Außerdem muss die Abwärme des Lüfters nach draußen geleitet werden. Üblicherweise geschieht dies über einen Schlauch durch ein geöffnetes Fenster. Die dafür von außen nachrückende warme Luft mindert jedoch wiederum den Kühlungseffekt im Innern. Die Außentemperatur wird wiederum durch die Abluft zusätzlich angeheizt.
tsc
07.07.2019