Natternkopf, Löwenmaul, Blaukissen, Ochsenzunge oder Schmuckkörbchen – die Auswahl an einheimischen Pflanzen mit außergewöhnlichen Namen ist groß. Dennoch finden sich auf vielen Balkonen und Terrassen meist nur Geranien und Stiefmütterchen. Das muss nicht so sein. „Auch einen Balkon kann man wie einen naturnahen Garten bepflanzen“, sagt Karla Paliege vom Berliner Landesverband des Naturschutzbunds (NABU).
Gartenexpertin Paliege empfiehlt, viele verschiedene einheimische Gewächse anzubauen. Diese würden nützliche Insekten anlocken, die in den vorherrschenden, überzüchteten Monokulturen oft nicht genügend Nahrung finden. Die Blüten sollten offen statt gefüllt sein, denn nur offene Blüten enthalten Nektar für Bienen, Schmetterlinge und Co. „Beliebt bei Schmetterlingen sind zum Beispiel Lavendel, Nachtkerze, Wiesensalbei oder das Orangerote Habichtskraut“, weiß sie. Gute Nektarquellen seien zudem Glockenblumen, Fetthennenarten oder die Färberkamille. Exotische Zierpflanzen sehen zwar schön aus, enthalten aber meist keinen Nektar. Ihre Blätter sind für die einheimische Tierwelt wertlos, manchmal sogar giftig.
Nicht nur Blumen, auch viele Kräuter kommen mit den Bedingungen in Balkonkästen gut zurecht: Oregano, Thymian, Fenchel, Bohnenkraut oder Rosmarin. Das sorgt nicht nur für Abwechslung auf dem Balkon, sondern auch in der Küche. Ebenso gut kann man mehrjährige Wildkräuter wie das Doldige Habichtskraut oder die Wiesen-Flockenblume auf dem Balkon ansiedeln.
Generell sollte man seine Pflanzen lieber in Gärtnereien statt in Baumärkten oder Pflanzencentern kaufen, rät Karla Paliege. Pflanzen aus Gärtnereien seien widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen und dem Klima besser angepasst. Mischkulturen sind ein weiterer guter Schutz vor Schädlingen, denn die Pflanzen schützen sich gegenseitig. Bei Blattlausbefall muss man nicht sofort zum synthetischen Schädlingsbekämpfungsmittel greifen. Man kann es erstmal mit Rapsöl versuchen, das auf die Blätter gesprüht wird. Das soll den Läusen die Atemluft nehmen.
Am besten: Komposterde
Ein Problem ist die richtige Blumenerde. Der NABU empfiehlt, auf die im Handel erhältliche, mit Torf versetzte Erde zu verzichten und lieber zu Komposterde zu greifen. „Der Torfabbau zerstört unwiederbringlich Landschaften, die Millionen von Jahre gebraucht haben, um zu wachsen“, sagt Karla Paliege. Durch den Abbau dieser Ökosysteme würde der Lebensraum vieler Tiere zerstört. Einige Gärtnereien bieten Komposterde an. Diese sei nicht nur ökologisch korrekt, sondern habe außerdem den Vorteil, dass sie sehr viel nährstoffreicher ist als Torferde.
Wer für seine Tomatenpflanzen nicht auf Dünger verzichten möchte, kann zu natürlichen und umweltfreundlichen Produkten wie zum Beispiel Hornspäne (aus zermahlenen Tierhufen) oder Urgesteinsmehl greifen. Beides ist in gut sortierten Fachgeschäften, aber auch im Baumarkt erhältlich.
Umweltfreundlich handelt auch, wer zwischen seinen Balkonkästen Nistplätze für Vögel aufstellt. Denn Amseln, Grünfinken oder Meisen finden in der Stadt immer weniger Orte, an denen sie ungestört brüten können. „Wir kriegen viele Anrufe von Mietern, bei denen Enten auf dem Balkon nisten. Die kommen sogar bis in den vierten Stock“, erzählt Karla Paliege. Die Aufzucht kleiner Vögel hautnah mitzuerleben, ist nicht nur für Kinder ein besonderes Erlebnis. Die Brutstelle sollte aber möglichst wenig gestört werden. Eine Entenfamilie sollte man in Ruhe ausbrüten lassen, sich dann aber bei der Wildtierpflegestation melden. Deren Mitarbeiter holen die Enten ab und setzen sie am Wasser aus. Beim Kauf oder Selberbasteln eines Nistkastens ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Holz unbehandelt ist, also frei von Giftstoffen. Anleitungen zum Nistkastenbau sind in der NABU-Geschäftsstelle erhältlich.
Sina Tschacher
MieterMagazin 7+8/09
Einheimische Pflanzen wie Nachtkerzen …
… und Natternkopf …
… schaffen naturnahe Räume
Fotos: Sabine Münch
NABU Berlin
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tsc
21.12.2016