Die Wohnungsfrage schien lange als gelöst, die Gesellschaft wiegte sich in der Sicherheit, der Markt allein werde die Versorgung mit Wohnraum regeln. Das aktuelle Werk des Musikers, Komponisten und Theoretikers Christopher Dell setzt sich anhand gründlich recherchierter Fakten und anschaulicher Beispiele – auch aus Berlin – mit der Wohnungsfrage auseinander.
Wohnen ist für den Autor eine Grundfunktion der Gesellschaft, die Wohnung dürfe nicht den Charakter eines bloßen Produkts annehmen und das Wohnen nicht zum „Treiber von Armut“ werden. Sein Credo: „Wohnen stellt keine Aktivität dar, wie beispielsweise das Fahrrad reparieren oder die Wäsche waschen, sondern bildet ein fundamentales Konzept, das gewissermaßen das Ensemble menschlicher Handlungen umhüllt.“ Im ersten Teil des Buches beschreibt er die Rückkehr der Wohnungsfrage in die „Arena gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen“, um im zweiten Teil eine „kleine Geschichte des Wohn- und Städtebaus“ zu versuchen. Stadt werde künftig nur mit Bürgerbeteiligung funktionieren. Dells Motto: „Die Experten sind wir selbst! Selbermachen ist ökologische Bürgerpflicht.“ Die Frage an die Bürger ist dabei nicht mehr „Was wollt ihr?“, sondern „Was könnt ihr?“ beziehungsweise „Was tut ihr?“. In einem Ausblick verweist der Autor auf neue Wohnformen.
rb
MieterMagazin 7+8/14
Christopher Dell: Ware: Wohnen! Politik. Ökonomie. Städtebau. Berlin: jovis Verlag 2013. 18 Euro
29.07.2014