Im Nordwesten des Weddings zwischen Volkspark Rehberge und Müllerstraße wurden von 1899 bis 1958 insgesamt 22 Straßen und drei Kleingartenkolonien nach afrikanischen Ländern, Städten und Flüssen, Kolonialstützpunkten und Kolonialherren benannt. Das Afrikanische Viertel im Wedding ist damit ein großes Flächendenkmal zum deutschen Kolonialismus.
Über die Hintergründe dieser Namensgebung, historische Zusammenhänge und neueste kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit informiert eine digitale Karte, auf der mit knappen, informativen Texten und kurzen, interessanten Hörbeiträgen das Viertel in zahlreichen lebendigen Facetten vorgestellt wird. Die Bandbreite reicht von historischen Dokumenten über Stellungnahmen der Berliner afrikanischen Community bis hin zu aktuellen Straßenumfragen vor Ort. Angenehmerweise ist die Website nicht mit Informationen überfrachtet, sondern bietet sehr kurzweilig das eine oder andere Aha-Erlebnis. Anstatt die Straßen wie bislang üblich umzubenennen, um eine belastete Vergangenheit aus dem Stadtbild zu tilgen, hat man hier die Straßenzüge zum Lern- und Erinnerungsort umgedeutet. Wer sich umsehen will, kann die Hördateien auch abrufen.
js
02.07.2015