Nach den Erfahrungen von Wohnungsunternehmen ist es nicht der hohe Anteil an Mietern mit Migrationshintergrund, der ein Quartier „kippen“ lässt, sondern die zunehmende Konzentration einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen.
In einer Studie des Immobilienverbandes GdW erklärt der Stadtforscher Prof. Dr. Walter Siebel: „Wenn negative Entwicklungen in Gebieten hoher Konzentration von Ausländern feststellbar sind, dann sind sie in allererster Linie Effekte der sozialen Lage und nicht einer ethnischen Kultur.“
Ursächlich für die Entstehung sozialer Brennpunkte sei immer die Kumulation sozialer, ökonomischer, psychologischer und gesundheitlicher Problemlagen – unabhängig vom Anteil der Mieter mit Migrationshintergrund.
Das negative Image von Migranten ist laut Studie vor allem ein Kommunikationsproblem. Insbesondere bei privaten Vermietern führe fehlende Aufklärung zu Vorurteilen und Stigmatisierungen. Positive Beispiele müssten mehr publik gemacht werden.
Die Studie definiert zehn Erfolgsfaktoren für funktionierende multiethnische Nachbarschaften. Grundlage ist ein systematisches Quartiersmonitoring. Die Wohnungsunternehmen sollten im Kiez verstärkt Orte der Begegnung schaffen und gemeinsame Aktivitäten von Altmietern und Mietern mit Migrationshintergrund initiieren. Letztere setzen Integration oft mit der Annahme einer Mehrheits- oder Leitkultur gleich, die Studie plädiert deshalb für Offenheit, Vielfalt und Teilhabe und ist so ein Handlungsleitfaden nicht nur für die Wohnungswirtschaft, sondern auch für alle anderen Akteure im Kiez.
Rainer Bratfisch
Die Studie „Mieter mit Migrationshintergrund“ ist zum Preis von 25 Euro zu bestellen beim GdW, Mecklenburgische Straße 57, 14197 Berlin
01.07.2015