Bücher, die auf der Basis von Doktorarbeiten entstehen, sind oft trocken und schwer lesbar. Nicht so dieses, in dem der Politikwissenschaftler Armin Kuhn stadtpolitische Bewegungen in Vergangenheit und Gegenwart in Berlin und Barcelona analysiert.
Hausbesetzungen gehörten zu den wichtigsten sozialen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre. Anfangs nicht viel mehr als eine alternative Form der Wohnraumbeschaffung, waren sie später Ausdruck einer politischen Bewegung und Aktivierung, Mittel zum Zweck sozusagen. Die Handlungsmöglichkeiten der Bürger erweiterten sich, Stadtpolitik wurde dezentral, privates Engagement in Entscheidungsprozesse einbezogen, unterschiedliche Lebensentwürfe zunehmend akzeptiert. Heute seien die durch Hausbesetzungen verkörperten alternativen Lebensformen weitgehend Bestandteil neoliberaler Politikansätze. Ein Revival der alten Berliner Besetzerbewegung wird es nicht geben, so Armin Kuhn. Der Ausweg: Man müsse sich in die „aktuell entstehende Politik des Gemeinsamen und die darin erschaffenen neuen Formen der Selbstbestimmung, Organisierung und Teilhabe einbringen“. Neue städtische Konflikte erfordern neue Lösungsansätze – Integration statt Konfrontation. Das Buch kann dabei als Wegweiser dienen.
rb
01.07.2015