Müllstandorte sind in der Regel in architektonischer Hinsicht keine Hingucker. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) will das ändern und hatte erstmalig einen Wettbewerb ausgelobt. Das Ziel: kreative und zukunftsweisende Ideen für Neubau und Modernisierung zu bekommen.
„Es wird zwar viel gebaut und saniert, aber das Thema Müllplatz kommt ganz zum Schluss“, sagt Sabine Thümler. Die Sprecherin der BSR berichtet, dass es in vielen Höfen Platzprobleme gibt und dass die Mitarbeiter die Tonnen immer häufiger über dunkle Stiegen oder ähnliche Hindernisse hieven müssen. Gut zugängliche, möglichst barrierefreie und ästhetisch ansprechende Müllstandplätze kämen aber auch den Bewohnern zugute.
Der Wettbewerb wurde in Kooperation mit dem Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) durchgeführt und richtete sich an Architekten, Wohnungsunternehmen und Studierende. Insgesamt 71 Beiträge wurden eingereicht, neun davon wurden mit einem Preis ausgezeichnet.
In der Kategorie „State of Art“, bei der bereits bestehende, praxisbewährte Musterlösungen gesucht wurden, erhielt die Wohnungsbaugenossenschaft „Gewiwo“ einen Preis. Bei ihrem Modell einer Unterflur-Mülleinwurfsäule verschwindet der Müll in unterirdischen Behältern, man sieht und riecht also nichts. Als preiswürdig wurden außerdem ein als „Kletter-Boulder“ gestalteter Müllplatz und eine Holzremise erachtet. Bei der Kategorie „Freestyle“ konnte man den Ideen freien Lauf lassen. Herausgekommen sind unter anderem eine Müll-Litfasssäule und das System „Orgelpfeifentonnen“. Dabei sinkt die Tonne mit der Befüllung immer weiter ein.
Von „schönen Impulsen für Neubau und Bestand“, sprach Maren Kern vom Vorstand des BBU. Die Gestaltung von Müllplätzen sei ein wichtiges Thema. Dabei gehe es nicht nur um Komfort, sondern auch um die Anforderungen an eine moderne Mülltrennung. Die Kehrseite der Medaille: Die Kosten für eine solche Umgestaltung des Müllstandorts kann der Vermieter gegebenenfalls als Modernisierung auf die Miete umlegen.
Birgit Leiß
01.07.2017