In Gemeinschaft alt werden – das wünschen sich viele. Doch die derzeit 21 Menschen, die sich zum Verein „Wohntraum“ zusammengeschlossen haben, wollen noch mehr: gemeinsam etwas tun für die Nachbarschaft. Noch gibt es einige Stolpersteine für das Projekt.
„Wir sind die erste Generation von Frauen, die selbstbestimmt gelebt hat, und das wollen wir auch im Alter“, sagt Marion Geisler von der Gruppe, zu der übrigens auch einige Männer gehören. Also organisierte man sich und wandte sich an die „NetzwerkAgentur GenerationenWohnen“. Hier werden gemeinschaftliche, generationenübergreifende Projekte unterstützt und beraten. Nach einigen Rückschlägen – mehrere bereits anvisierte Objekte zerschlugen sich – hat man nun einen konkreten Standort in Aussicht: den Neubau „Urban Living“ in der Briesestraße in Neukölln.
Das Bauvorhaben der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land sieht insgesamt 100 Wohnungen vor, darunter 17 Atelierwohnungen und 7 Wohnungen mit Gemeinschaftsflächen für Wohngemeinschaften. Mit dem Verein wurde bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet. „Der Standort im Rollbergkiez hat viele Vorzüge, er ist urban, und es gibt eine lebendige Kiezkultur“, sagt Christiane Groß vom Verein. Denn die Wohnträumer*innen, die zwischen 30 und 70 Jahre alt sind, haben nicht vor, die Hände in den Schoss zu legen. „Wir wollen uns sozial und kulturell engagieren und dabei unsere Fähigkeiten einbringen“, sagen sie. Beispielsweise könnte man für die Nachbarschaft Filmabende organisieren oder Nähkurse anbieten.
Das Problem: Dafür braucht man einen ausreichend großen, halb-öffentlichen Raum, und der ist im Entwurf nicht vorgesehen. Lediglich der in der Mitte der sogenannten Clusterwohnungen befindliche Gemeinschaftsraum wäre geeignet. Doch die Wohneinheiten in diesem Bereich sind frei finanziert, einige aus der Gruppe haben aber Anspruch auf eine geförderte Wohnung. Derzeit wird noch über eine mögliche Lösung verhandelt.
Bereits 2014 hat das Projekt bei einer Ausschreibung des Bundesmodellprogramms „Gemeinschaftlich wohnen, selbstbestimmt leben“ einen Förderpreis bekommen. Finanzielle Mittel für den Ausbau von Gemeinschaftsräumen stehen daher zur Verfügung. „Wir verzichten auf Wohnfläche, damit wir viel Platz fürs Gemeinschaftsleben haben“, erklärt Christiane Groß. Für ihren Traum geben zudem fast alle aus der Gruppe große, günstige Mietwohnungen auf. 10 Euro nettokalt soll der Quadratmeter in der Briesestraße kosten.
Birgit Leiß
Es werden noch Interessenten gesucht. An jedem dritten Montag im Monat kann man sich bei einem Schnupper-Jour-Fixe über das Projekt informieren.
Infos über gemeinschaftliche Wohnprojekte zur Miete unter wohnprojekteberlin.wordpress.com
17.09.2021