Für die Mieter aus dem Luckeweg war es ein Riesenschock: Bei einer Mieterversammlung im März wurde ihnen mitgeteilt, dass ihre Häuser abgerissen werden sollen. Eine Sanierung sei unwirtschaftlich, behauptet die Genossenschaft.
Betroffen sind die Häuser Luckeweg 31, 33, 35 und 37 mit insgesamt 48 Wohnungen. Die Drei- und Viergeschosser aus den 60er und 70er Jahren sollten ursprünglich saniert werden. Bei den vorbereitenden Untersuchungen habe sich dann gezeigt, dass die hohen Baukosten einen Modernisierungszuschlag von 2,50 bis 3 Euro pro Quadratmeter ergeben würden, wie Andrea Zwingelberg vom Vorstand des Beamten-Wohnungs-Verein zu Köpenick eG (BWV) erklärt: „Wir haben das Für und Wider abgewogen und uns auch aus wirtschaftlichen Erwägungen zu einem Neubau entschlossen.“ 250 neue Wohnungen sollen dadurch entstehen.
Für die Mieter, darunter zahlreiche Senioren, ist der Abriss nicht nachvollziehbar. Viele wohnen seit Jahrzehnten hier, sie wollen nicht umziehen – auch wenn die Genossenschaft ihnen vergleichsweise faire Konditionen anbietet. Umzugskosten würden übernommen, außerdem würde eine Haushaltsanpassungshilfe für die Anschaffung neuer Gardinen, Schränke und so weiter gezahlt. Niemand müsse den Kiez verlassen, und niemand müsse sich auf Wohnungssuche begeben, betont Zwingelberg: „Wir haben die Mieter ganz bewusst sehr früh informiert, auch um ihnen die Chance zu geben, in unseren frisch sanierten Achtgeschosser im Luckeweg 39-43 umzuziehen.“ Für 50 Cent unter dem Neuvermietungspreis können die Betroffenen Wohnungen anmieten. Für den Achtgeschosser im Luckeweg sind das 5,25 Euro netto kalt. Weil die dortigen Nebenkosten niedriger seien, gebe es teilweise keine Mietdifferenz, so Zwingelberg.
Beim Berliner Mieterverein hält man einen Abriss aus wirtschaftlichen Gründen für wenig überzeugend. Derzeit liegt die durchschnittliche Miete in den zum Abriss vorgesehenen Aufgängen bei durchschnittlich 4,58 Euro. Nach der Sanierung wären es rund 7,50 Euro. „Es ist kaum anzunehmen, dass Wohnungen in Neubauten zu einem solchen Preis vermietet werden“, kritisiert BMV-Geschäftsführer Reiner Wild. Also werde hier preiswerter Wohnraum vernichtet. Er empfiehlt der Genossenschaft, Fördermittel für die Sanierung zu beantragen.
Birgit Leiß
30.06.2018